Nun endlich nehme ich mir die Zeit eine mir sehr wertvolle und lehrreiche Zeit zu teilen, die vom 26. bis 28. September in der Klosteranlage Wat Cham Cha stattfand.
Im September lernte ich eine Gruppe von jungen Deutschen kennen, die sich entschieden hatten, ein Jahr in Kambodscha als Volontäre zu verbringen. Die meisten von ihnen hatten erst das Abitur hinter sich gebracht. Ich war von ihrer Offenheit und Umsicht sehr angetan, wie sie mit meinen Studenten umgingen. Bald kam das Thema Buddhismus und Meditation auf, und spontan bot ich Ihnen die Möglichkeit an, ein Meditationswochenende zu organisieren, wo sie auch die Möglichkeit hatten, einen deutschsprachigen Mönch aufzusuchen. Knapp einen Monat später wurde das Vorhaben Realität.
Am 26. September 5 Uhr früh trafen eine kleine Gruppe von jungen Deutsch- und Englischsprachigen zusammen. Aufregung und Neugier wuchs allmählich während der Fahrt und unterwegs machten wir noch eine kurze Pause um eine weiße Kleidung zu tragen, bevor wir ins Kloster ankamen. Schnell bekamen alle Tipps und Tricks wie man die Hosen und Röcke ohne Schnur oder Gürtel wickelt und bindet. Umgezogen und die ersten Schlammpatzer bereits auf der Kleidung fuhren wir die schlammige und rumpelige Straße entlang. Aber das letzte Drittel der Strecke sollte noch besser werden, voller Schlaglöcher und rutschig. So kamen wir aufgrund der schlechten Wegsamkeit erst an, als der Abt bereits auf Pindabata (Almosengang) war. So standen wir alle etwas verloren da, wie bestellt und nicht abgeholt, und die Yeyyeys (Omas, die sich um die Versorgung der Mönche kümmern) waren zu verunsichert um uns willkommen zu heißen. Unsicherheit, Unmut, Übelkeit und Hunger vermischte sich zusehends. So standen wir alle herum und warteten auf den Abt. Der hingegen war sofort über die Gruppe der großgewachsenen Menschen ziemlich beeindruckt und ordnete sofort alles mögliche an. Selbst hatte er sich kaum Pause gegönnt wegen uns. Die Freude darüber, dass Ausländer Interesse an Dhamma und Meditation hatten, war ein großer und freudvoller Handlungsauftrag für ihn.
Schnell wurden die Räumlichkeiten besprochen, bezogen und alle Dinge verstaut.
Nach einer kurzen Einführung und Willkommensrede wurde einstimmig beschlossen 8 Silas zu nehmen. Ein Teil der Gruppe kümmerte sich um die Schlafräumlichkeiten und der andere um das Essen. Schnell wurde das Gemüse gewaschen, geschnitten und auf kleinen Öfen gekocht. Reis hatten die Omas uns bereits glücklicherweise schon vorgekocht. Ich war wirklich sehr dankbar. Dazwischen tauchte der Abt auf und meinte, der Sonnenhöchststand wäre lokal um 11.30.
Der erste Tag verging schnell mit dem Sich-Einstellen der neuen Umstände und der abschließenden Abendmeditation im Vihara. Einige hatten zwar mit Hunger zu kämpfen, vielleicht waren die Schlafgelegenheiten bzw. die Käferchen und die Moskitos unangenehm, doch drang zu keiner Zeit in diesen drei Tagen und zwei Nächten je ein Wort von Unmut, Ärger und Ähnliches seitens der Gruppe auf. Ich hatte Mühe meine Konzentration zu behalten, weil der Unmut der Omas mich verunsichert hatte. Ich wollte keine Unannehmlichkeiten auslösen und gleichzeitig davor bewahren, dass keine Animositäten entstehen, weil das Verständnis der Leute so verschieden war. Übermüdet und überfordert von dem vielen Beprechen, Übersetzen und dem ständigen Gefühl erklären zu müssen, ging ich ins Bett und verschlief komplett.
Es war bereits 5.40 als ich aufwachte. Ich beobachtete mich wie ich mit mich Selbstvorwürfen zuschüttete, bis ich mich daran erinnerte: „Man kann immer nur das gut machen, was man gerade tut. Alles, was vorbei ist, kann man nicht ändern.“ Also beschloß ich mich gleich zu waschen, und nicht zuerst in der Küche auszuhelfen.
Diese Ruhe mir zu geben und auch in mir zu suchen wurde zu einem wichtigen Anker an diesem Tag.
Beim Frühstück bat ich die Teilnehmer auch um Schweigen und den Gedanken der Gemeinsamkeit zu achten – z.B. ob alle zu essen hatten, genügend aufgedeckt war, jeder einen guten Sitzplatz hatte und zur Gruppe zugewandt saß, etc.
Kaum den Tagesablauf besprochen, kam der Abt und teilte mit, dass die weiteren Einweisungen sofort stattfinden müssten, da er den Bettelgang nicht zu spät antreten sollte(sprich verpassen). Vollkommen neuer Ablauf. – Nichts ist sicher. - Der folgende Vortrag und die Einführung in Buddhismus waren eine sehr wichtige Übung zur Achtsamkeit für mich. Einerseits simultan zu übersetzen, dann nicht aus Khmer, sondern aus einer Mischung aus Khmerpali und Poesie in ein Englisch zu vermitteln, und den Umstand zu berücksichtigen, dass es Interessenten waren, deren vertrauter Hintergrund Christentum war, stresste mich mitunter sehr.
Der Nachmittag brach an, die Belehrungen fanden im Vihara statt und endeten in der heiligen „Gebeine“-Stupa, wo die Überreste Buddhas und anderen Arahants aufbewahrt wurden.
Es war ein aussergewöhnliches Geschenk an der Seite des Abtes sein zu dürfen und alle Teilnehmer zu begleiten. Zeuge zu sein, wie seine unermüdliche Aufmerksamkeit und Freude teilen zu dürfen sein ganzes Tun einnahm, machten mich sehr nachdenklich und demütig. Auch umgekehrt bewunderte der Abt die Offenheit und Neugier der Teilnehmer, die sich sogar noch nach 20 Uhr im Vihara einfanden um eine letzte Abendmeditation zu halten.
Zuletzt brach der letzte Tag an. Sichtlich nervös und voller Tatendrang begrüßte mich der Abt. Obwohl um 9 Uhr Vormittag eine große Gruppe von Laien und Schülern sich angekündigt hatte, war der Abt nicht aus der Ruhe zu bringen. Er nahm sich Zeit für die Bilder, die ein Teilnehmer freiwilligerweise angeboten hatte zu fotografieren, die nicht nur ein Souvenir, sondern auch ein Zeugnis der Suchenden sein sollte und somit ein Ansporn für andere Laien sein sollten.
Die Abschiedszeremonie im Vihara wurde zu einem Highlight für mich persönlich, weil mir während dem Übersetzen ein Naturgesetz klar wurde. Den freudigen Blick des Abtes (es passierte während der Übersetzung, dass ich erkannte), der sofort verstand, werde ich nie wieder vergessen.
Ich denke, ich spreche im Namen aller Teilnehmer, wenn ich hier niederschreibe, wie sehr wir alle sehr berührt von dieser Offenheit, Offenherzigkeit und Ehrlichkeit in dem Kloster waren. Einen unaussprechlich großen Dank möchte ich noch an Bhante Johann richten, der stets im und aus dem Hintergrund immer vorausschauend agierte und behilflich war. Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft aller Klosterbewohner und der Dorfbewohner waren uns allen ein großes Geschenk und nicht zuletzt möchte ich noch unseren Fahrer, Herrn Vuth, erwähnen, der ebenfalls mit seiner stets achtsamen und freundlichen Zuvorkommenheit uns sicher hin und wieder nach Hause gebracht hatte.
Es war ein sehr berührendes Wochenende voller wichtiger Lektionen und Erkenntnisse, die sehr viel nachwirkten und (bei mir) noch immer wirken. Eine Bitte der Entschuldigung möchte ich hier noch anfügen für all die unbedachten Momente, Worte und eventuellen Mißverständnisse aufgrund dessen. Möge man mir die lange Wartezeit verzeihen. Zeitgerechtes Handeln ist noch immer eine große Herausforderung für mich.
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