Ayya Khema - Pfad und Frucht
Eine Ambition zu haben, scheint ein natürliches Phänomen zu sein im menschlichen Dasein. Manche Leute wollen, reich, mächtig oder berühmt sein. Manche wollen sehr kenntnisreich und gelehrt sein, Diplome und Titel erwerben. Manche wollen nur eine kleine Nische für sich selbst finden, wo sie aus dem Fenster sehen und dieselbe Szene jeden Tag sehen können. Manche wollen den perfekten Partner finden, oder so nah an der Perfektion wie möglich.
Sogar, wenn wir nicht in der Welt leben, sondern in einem Kloster, haben wir Ambitionen: ausgezeichnete Meditierende zu werden, vollkommen friedlich zu sein, dass diese Lebensführung Resultate bringen sollte. Da ist immer etwas zu erhoffen. Warum ist das so? Weil es in der Zukunft ist, niemals in der Gegenwart.
Anstatt aufmerksam darauf zu sein, was jetzt ist, hoffen wir darauf, dass etwas besseres kommt, vielleicht morgen. Dann, wenn morgen da ist, muss es wieder der nächste Tag sein, weil es immer noch nicht perfekt genug war. Wenn wir dieses Muster in unseren Denkgewohnheiten änderten und eher darauf aufmerksam würden, was ist, dann würden wir etwas finden, das uns zufriedenstellt. Aber wenn wir uns das ansehen, das noch nicht existiert, vollkommener, wundervoller, zufriedenstellender, dann können wir ganz und gar nichts finden, weil wir nach dem suchen, was nicht da ist.
Der Buddha sprach von zwei Sorten von Leuten, der gewöhnliche Weltling (
puthujjana) und die edle Person (
ariya). Offensichtlich ist es eine erstrebenswerte Ambition, eine edle Person zu werden, aber wenn wir weiterhin danach in der Zuknft Ausschau halten, dann wird es uns entwischen. Der Unterschied zwischen einem Edlen und einem Weltling ist die Erfahrung von „Pfad und Frucht“ (
magga-phala). Der erste Moment dieses überweltlichen Bewusstseins wird Stromeintritt (
sotapatti) genannt, und die Person, die es erfährt ist ein Stromgewinner (
sotapanna).
Wenn wir das in unser Bewusstsein als ein Ziel in der Zukunft einprägen, wird es nicht dazu kommen, denn wir verwenden nicht all unsere Energie und Stärke darauf, jeden Moment wahrzunehmen. Nur in der Wahrnehmung eines jeden Moments kann ein Pfadmoment erfolgen.
Der unterscheidende Faktor zwischen einem Weltling und einem Edlen ist die Eliminierung der ersten drei Fesseln, die uns an die fortgesetzte Existenz binden. Diese drei, welche den Weltling behindern, sind falsche Ansicht von Selbst, skeptischer Zweifel und Glaube an Riten und Rituale, (
sakkayaditthi, vicikiccha und silabbatta-paramasa). Jeder, der kein Stromgewinner ist, ist an diese drei falschen Glauben und Reaktionen, die von der Freiheit von Gefangenschaft weg führen, gekettet.
Lasst uns zuerst einen Blick auf skeptischen Zweifel werfen. Es ist dieser nagende Gedanke im Hinterkopf: „Es muss einen einfacheren Weg geben“, oder „Ich bin sicher, ich kann Glück irgendwo in dieser weiten Welt finden.“ Solange da Zweifel besteht, dass der Pfad der Befreiung aus der Welt führt, und Glaube da ist, dass Zufriedenheit innerhalb der Welt gefunden werden kann, ist da keine Chance edler Verwirklichungen, weil man in die falsche Richtung sieht. Innerhalb dieser Welt mit ihren Leuten und Dingen, Tieren und Besitztümern, Szenerien und Sinneskontakten ist nichts zu finden, als was wir schon kennen. Wenn da mehr wäre, warum ist es nicht leicht erkennbar, warum haben wir es noch nicht gefunden? Es sollte ziemlich klar zu sehen sein. Wonach suchen wir dann?
Offensichtlich suchen wir nach Glück und Frieden ebenso wie jeder andere. Skeptischer Zweifel, dieser Panikmacher, sagt: „Ich bin sicher, wenn ich es bloß etwas cleverer handhabte als letztes Mal, werde ich glücklich sein. Da sind ein paar Dinge, die ich noch nicht probiert habe.“ Vielleicht sind wir noch nicht in unserem eigenen Flugzeug geflogen, oder haben in einer Höhle in den Himalayas gelebt, oder um die Welt gesegelt, oder diesen Bestseller-Roman geschrieben. Alle diese glanzvollen Dinge, die es in der Welt zu tun gibt, nur abgesehen davon, dass sie eine Verschwendung von Zeit und Energie sind.
Skeptischer Zweifel macht sich fühlbar, wenn man nicht ganz sicher ist, was der nächste Zug sein sollte. „Wohin gehe ich? Was sollte ich tun?“ Man hat noch keine Richtung gefunden. Skeptischer Zweifel ist die Fessel im Geist, wenn die Klarheit, die von einem Pfadmoment kommt, abwesend ist. Das Bewusstsein, das zu dieser Zeit aufsteigt, entfernt allen Zweifel, weil man den Beweis selbst erlebt hat. Wenn wir in die Mango beißen, kennen wir ihren Geschmack.
Die falsche Ansicht vom Selbst ist die zerstörerischste Fessel, die die gewöhnliche Person vereinnahmt. Sie enthält den tief innewohnenden „Das bin ich“-Begriff. Vielleicht ist es nicht einmal „mein“ Körper, aber da ist „jemand“, der meditiert. Dieser „jemand“ will erleuchtet werden, will ein Stromgewinner werden, will glücklich sein. Diese falsche Sichtweise vom Selbst ist die Ursache aller möglichen Probleme, die aufkommen können.
Solange da „jemand“ da ist, kann diese Person Probleme haben. Wenn da niemand da ist, wer könnte Schwierigkeiten haben? Falsche Ansicht von Selbst ist die Wurzel, welche allen darauf folgenden Schmerz, Kummer und Jammer hervorbringt. Mit ihr kommen ebefalls die Ängste und Sorgen: „Wird es mir gut gehen, glücklich, friedlich, werde ich finden, wonach ich suche, bekommen, was ich will, gesund, wohlhabend und weise sein?“ Diese Sorgen und Ängste sind wohlbegründet in der eigenen Vergangenheit. Man ist nicht immer gesund, wohlhabend und weise gewesen, noch hat man bekommen, was man wollte, noch, dass man sich wunderbar gefühlt hätte. Daher besteht da guter Grund, besorgt und beängstigt zu sein, solange falsche Sichtweise vom Selbst vorherrscht.
Riten und Rituale an und für sich sind nicht schädlich, bloß daran zu glauben, dass sie Teil des Pfades nach Nibbana sind, ist gefährlich. Sie brauchen nicht einmal religiös zu sein, obwohl wir üblicherweise von ihnen in solcher Weise denken. So etwas wie das Opfern von Blumen oder Weihrauch an einem Schrein, Prostrationen oder das Feiern bestimmter Festlichkeiten, und daran zu glauben, dass dies genug Verdienst ansammeln wird, um in die Deva-Bereiche zu gelangen. Es sind Hingabe, Respekt und Dankbarkeit zum dreifachen Juwel, (*) die zählen. Aber dieser Glaube ist nicht bloß auf religiöse Aktivitäten beschränkt. Jeder lebt mit Riten und Ritualen, auch wenn wir uns ihrer nicht bewusst sein mögen. In menschlichen Beziehungen gibt es gewisse vorgeschriebene Wege, sich respektvoll gegenüber seinen Eltern, seinen Kindern, seinen Partnern zu verhalten. Wie man sich in seinem Job verhält, gegenüber Freunden und Fremden, wie man sich von anderen bestätigt sehen möchte, das alles ist verbunden mit voreingenommenen Ideen davon, was richtig und rechtens ist innerhalb einer gewissen Kultur und Tradition. Nichts davon hat irgendwelche grundlegende Wahrheit in sich, alles ist geistgemacht. Je mehr Ideen man hat, desto weniger kann man die Realität sehen. Je mehr man in sie glaubt, desto schwerer ist es, sie zu verwerfen. Indem man sich als eine gewisse Person vorstellt, verhält man sich in dieser Art in allen Situationen. Es muss nicht die Art sein, wie wir Blumen auf einen Schrein legen, es kann auch die Art sein, wie wir Leute grüßen, wenn wir es entsprechend einem gewissen stereotypischen Ritual tun und nicht in der Art, wie ein offenes Herz und ein offener Geist es diktieren würden.
(*) [dreifaches Juwel - Buddha, Dhamma, Sangha]
Diese drei Behinderungen fallen weg, wenn ein Pfad- und Fruchtmoment erfahren wurde. Da ist eine klare Veränderung in einer solchen Person, welche - natürlich - nicht äußerlich sichtbar ist. Es wäre nett, einen Heiligenschein zu tragen und glückselig auszusehen. Aber die innere Veränderung ist zu aller erst, dass die Erfahrung absolut keinen Zweifel darüber lässt, was in diesem Leben getan werden muss. Das Ereignis ist vollkommen verschieden von jeglichem vorher Gekannten, so sehr, dass es das eigene bisherige Leben bis zu diesem Punkt belanglos macht. Nichts kann in der Vergangenheit gefunden werden, was fundamentale Bedeutung hat. Die einzige Bedeutung liegt darin, mit der Praxis voranzuschreiten, so dass diese minimale Erfahrung des ersten Pfadmoments gefestigt werden kann, wiederbelebt und fest in einem selbst etabliert.
Die Pfad- und Fruchtmomente wiederholen sich für den Einmalwiederkehrenden (
sakadagami), den Nichtwiederkehrenden (
anagami) und den Erleuchteten (
Arahant). Jedesmal werden sie nicht nur vertieft sondern können verlängert werden. Man könnte dies damit vergleichen, Prüfungen in der Universität zu absolvieren. Wenn man vier Jahre Universitätsstudien durchmacht, um einen gewissen Grad zu erlangen, muss man Prüfungen am Ende jeden Jahres bestehen. Man muss jedesmal Fragen beantworten, auf Grundlage des vorher aufgenommenen Wissens. Aber die Fragen werden tiefer, tiegfgründiger und schwieriger mit jeder folgenden Prüfung. Während sie sich jedesmal mit dem gleichen Fach befassen, erfordern sie jedesmal mehr Tiefe und Tiefgründigkeit des Verstehens. Bis man schließlich den Abschluss erwirbt und nicht zur Universität zurückkehren muss. Es ist dasselbe mit unserer spirituellen Entwicklung. Jeder Pfadmoment hat den vorigen zur Grundlage und behandelt dasselbe Thema, doch er geht tiefer und weiter. Bis man den abschließenden Text besteht und nicht mehr zurückkehren muss.
Der Pfadmoment hat keinerlei Denken oder Fühlen in sich. Er ist vergleichbar mit den meditativen Vertiefungen (jhana). Obwohl er auf ihnen aufbaut, da nur ein konzentrierter Geist in einen Pfadmoment eintreten kann, hat er nicht dieselben Qualitäten. Die meditativen Vertiefungen haben - in ihren Anfangsstadien - die Zutaten von Verzückung, Glücksgefühl und Frieden. Später darauf erfährt der Geist Weitung, Nichtsheit und eine Veränderung der Wahrnehmung. Der Pfadmoment enthält nicht irgendetwas von diesen Geisteszuständen.
Er hat eine Qualität von Nicht-Sein. Dies ist solch eine Erleichterung und verändert die Weltsicht so vollkommen, dass es ziemlich verständlich ist, dass der Buddha eine solche Unterscheidung zwischen einem Weltling und einem Edlen machte. Während die meditativen Vertiefungen ein Gefühl von Einsheit, von Einheit mit sich bringen, enthält der Pfadmoment nicht einmal das. Der Moment der Fruchtung, unmittelbar folgend auf den Pfadmoment ist die verstandene Erfahrung und resultiert in einer umgedrehten Sicht auf die Existenz.
Das neue Verständnis erkennt jeden Gedanken, jedes Gefühl als Stress (
dukkha). Der hochfliegendste Gedanke, das subtilste Gefühl hat immer noch diese Qualität. Nur wenn da nichts ist, ist da kein Stress. Es gibt nichts internes oder externes, das die Qualität von völliger Zufriedenheit enthielte. Aufgrund solch innerer Vision wird die Leidenschaft für jegliches Habenwollen abgeworfen. Alles wurde gesehen, wie es wirklich ist, und nichts kann das Glück geben, das durch die Praxis des Pfades und dessen Resultate aufkommt.
Das Nibbana-Element kann nicht wirklich als Glückseligkeit beschrieben werden, denn Glückseligkeit hat eine Konnotation von freudiger Aufregung. Wir benutzen das Wort „Glückseligkeit“ für die meditative Vertiefung, wo es ein Gefühl von Erregtheit mit einschließt. Das Nibbana-Element erkennt keine Glückseligkeit, da alles, das aufkommt, als Stress gesehen wird. „Die Glückseligkeit von Nibbana“ mag einem den Eindruck geben, dass man perfekte Glückseligkeit finden kann, aber das Gegenteil ist wahr. Man findet, dass da nichts ist, und daher kein Unglücklichsein mehr, nur Frieden.
Nach Pfad und Frucht zu suchen, wird sie nicht hervorbringen, weil nur Augenblick-für-Augenblick-Erfahrung dies bewerkstelligen kann. Dieses Gewahrsein wird letztlich in echter Konzentration gipfeln, wo man vom Denken loslassen und vollkommen vertieft sein kann. Wir können das Meditationsthema in diesem Moment fallen lassen. Wir brauchen es nicht beiseite zu schieben, es fällt von allein weg, und die Vertiefung des Gewahrseins findet statt. Wenn es Ambition im eigenen Leben geben muss, so ist dies die einzig würdige. Alle anderen werden keine Erfüllung bringen.
Man muss sich nicht dazu zwingen, skeptischen Zweifel aufzugeben. Was ist da zu bezweifeln, wenn man die Wahrheit erfahren hat? Wenn man sich selbst mit einem Hammer schlägt, fühlt man Schmerz und kann nicht daran zweifeln. Man weiß es aus der eigenen Erfahrung.
Riten und Rituale kommen zu einem interessantne Ende, weil die Person, die einen Pfadmoment erfahren hat unter keinen Umständen irgendeiner Art des Rollenspielens verfallen wird. Alle Rollen sind die Zutaten der Irrealität. Man mag mit religiösen Riten fortsetzen, da sie Aspekte von Respekt, Dankbarkeit und Hingabe enthalten. Aber da werden keinerlei Rituale mehr darin sein, wie man sich gegenüber Menschen oder Situationen verhält, oder wie man Geschichten über sich selbst erfindet, weil die Begegnung mit einem spontanen offenen Herzen erfolgt.
Von der falschen Sichtweise des Selbst loszulassen ist - natürlich - die tiefgreifendste Veränderung, die alle anderen Veränderungen verursacht. Für einen Stromgewinner kann die falsche Sichtweise vom Selbst nie wieder aufkommen, aber gefühlsmäßig kann sie, da der Pfadmoment so flüchtig war. Er hat noch nicht den vollen Eindruck hinterlassen. Wenn er das hätte, hätte er in Erleuchtung resultiert. Dies ist möglich und wird als Ereignis zu Lebzeiten Buddhas in dessen Lehrreden erwähnt. Alle vier Stufen der Heiligkeit wurden verwirklicht während des Anhörens des Dhamma.
Der ursprüngliche Frucht-Moment muss wieder-gelebt werden, man muss ihn wieder und wieder zum Leben erwecken, bis der zweite Pfadmoment aufkommen kann. Es ist, wie wenn man wiederholt, was man weiß, um es nicht zu vergessen, so dass man darauf aufbauen kann.
Es ist sehr nützlich, sich in allen wachen Momenten zu erinnern, dass Körper, Gefühl, Vorstellung, mentale Gestaltungen und Bewusstsein alle vergänglich sind und keine Kernsubstanz haben, sich von Moment zu Moment verändern. Ob man nun eine direkte Vision von Nicht-Selbst (anatta) hat oder bloß ein Verständnis davon, in jedem Fall muss man es zurück ins Bewusstsein rufen und es wieder-leben, so oft wie möglich. Indem wir fortsetzen, dies zu tun, kommen gewöhnliche Probleme weniger und weniger auf. Wenn wir der Unbeständigkeit all dessen, was existiert, gewahr werden, erscheinen unsere Schwierigkeiten weit weniger wichtig, und die Sichtweise vom Selbst verändert sich subtil.
Die Ansicht, die wir von uns selbst haben, ist unser schlimmster Feind. Jeder hat eine Person erfunden, eine Maske, die man trägt, und wir wollen nicht sehen, was dahinter ist. Wir erlauben auch niemand anderem, nachzusehen. Nachdem man einen Pfadmoment gehabt hat, ist das nicht länger möglich. Aber die Maske, Angst und Zurückweisung kommen zum Vorschein. Das beste Gegenmittel ist, sich wieder und wieder zu erinnern, dass da wirklich niemand ist, nur Phänomene, nichts weiter. Auch wenn die innerer Vision nicht konkret genug sein mag, um solch eine Behauptung zu untermauern, hilft ihre Bestärkung, das Ergreifen und Festhalten zu lockern, und sich etwas weniger fest anzuhängen.
Die Richtung der Praxis ist in Richtung Stromeintritt. Allerdings ist da nichts zu bekommen, da ist alles aufzugeben. Wenn das nicht getan wird, kann der Moment sich nicht ereignen, und wir werden fortsetzen, in der gleichen Weise zu leben, wie wir es immer getan haben. Von dukkha befallen, von dukkha behindert, unterworfen Lob und Tadel, Verlust und Gewinn, Ruhm und Verruf, Glück und Unglück. Die üblichen Probleme - alle verursacht von „Selbst“ - werden wieder und wieder aufkommen. Der wahre Wechsel kommt, wenn eine entschiedene Veränderung darin geschieht, wie wir uns selbst sehen. Ansonsten werden die Schwierigkeiten dieselben bleiben, da dieselbe identische Person sie erzeugt.
Geistesgegenwärtig gewahr zu sein, in und aus der Meditation, ist die Praxis, welche Resultate bringen wird. Es bedeutet, eine Sache zu jeder Zeit zu tun, aufmerksam auf Geist und Körper. Beim Anhören von Dhamma, hör nur zu. Beim Sitzen in Meditation, widme dich nur dem Meditationsobjekt. Beim Pflanzen eines Baums, nur Pflanzen. Keine Kinkerlitzchen, keien Urteile. Das gewöhnt den Geist, in jedem Moment zu sein. Nur auf diese Weise kann ein Pfadmoment eintreten. Es ist nicht die ferne Zukunft, es ist möglich hier und jetzt. Es besteht kein Grund, dass eine intelligente, gesunde und entschlossene Person nicht in der Lage sein sollte, dies mit Geduld und Durchhaltevermögen zu erreichen.
Wir haben von Desillusionierung und Leidenschaftslosigkeit als Schritte auf dem Pfad zur Befreiung und Freiheit gehört. Sie können keine Bedeutung und keinen Einschlag haben, wenn nicht eine Vision von einer völlig unterschiedlichen Realität vorhanden ist, eine, die nicht die Vielfältigkeit der Welt in sich enthält. Wenn man in Meditation sitzt und zu denken beginnt, ist dies die Gefahr der Verfielfältigung und Expansion (
papañca). Das Nibbana-Element ist eins, nicht vielfältig. Man könnte sagen, dass es leer ist von allem, das wir kennen. Bis das gesehen ist, wird die Welt fortsetzen, zu rufen, aber wir müssen es nicht alles glauben. Es ist eine schwierige Aufgabe. Also muss man sich häufig erinnern. Ansonsten wird man von der Versuchung eingefangen. Man sollte nicht überrascht sein, wenn man kein Glück findet; Vielfältigkeit, Diversität können kein Glück erzeugen, nur Ablenkung.
Sicherlich kann man Wohlgefühl der Sinne erfahren. Wenn man gutes Karma hat, werden da viele Gelegenheiten sein. Gutes Essen, schöne Szenen, angenehme Leute, gute Musik, interessante Bücher, ein komfortables Heim, nicht zu viel physischer Diskomfort. Aber bringen diese Erfüllung? Da es in der Vergangenheit nicht der Fall war, warum sollte es in der Zukunft eintreten? Pfad und Frucht bringen Erfüllung, weil sie leer von Phänomenen sind. Leere verändert sich nicht, noch wird sie unangenehm, und es kann ihr nicht an Frieden mangeln, da es nichts gibt, das sie stören könnte.
Wenn Leute von Nibbana hören oder lesen, sind sie geneigt, zu sagen: „Wie kann ich nichts wollen?“ Wenn man gesehen hat, dass alles, was man nur möglich wollen kann, nur dazu gedacht ist, eine innere Leere und Unzufriedenheit zu füllen, dann ist die Zeit gekommen, nichts zu wollen. Dies geht über „nicht wollen“ hinaus, da man nun die Realität akzeptiert, dass es nichts lohnenswertes zu haben gibt. Absolut nichts zu wollen wird es ermöglichen, zu erfahren, dass da eigentlich nichts ist — nur Frieden und Stille.
frei übersetzt aus (
englischer Text ausgetauscht von Johann):
Ayya Khema - Path and Fruit
To have an ambition seems to be a natural phenomenon in the human make-up. Some people want to be rich, powerful or famous. Some want to be very knowledgeable, to get degrees. Some just want to find a little niche for themselves where they can look out of the window and see the same scenery every day. Some want to find a perfect partner, or as near perfect as possible.
Even when we are not living in the world, but in a nunnery, we have ambitions: to become excellent meditators, to be perfectly peaceful, that this life-style should yield results. There's always something to hope for. Why is that? Because it's in the future, never in the present.
Instead of being attentive to what is now, we are hoping for something better to come, maybe tomorrow. Then, when tomorrow arrives, it has to be the next day again, because it still wasn't perfect enough. If we were to change this pattern in our thinking habits and rather become attentive to what is, then we would find something to satisfy us. But when we are looking at that which doesn't exist yet, more perfect, more wonderful, more satisfying, then we can't find anything at all, because we are looking for that which isn't there.
The Buddha spoke about two kinds of people, the ordinary worldling (puthujjana) and the noble person (ariya). Obviously it is a worthwhile ambition to become a noble person, but if we keep looking for it at some future time, then it will escape us. The difference between a noble one and a worldling is the experience of "path and fruit" (magga-phala). The first moment of this supermundane consciousness is termed stream-entry (sotapatti) and the person who experiences it is a stream-winner (sotapanna).
If we put that into our mind as a goal in the future, it will not come about, because we are not using all our energy and strength to recognize each moment. Only in the recognition of each moment can a path moment occur.
The distinguishing factor between a worldling and a noble one is the elimination of the first three fetters binding us to continuous existence. These three, obstructing the worldling, are: wrong view of self, sceptical doubt and belief in rites and rituals, (sakkayaditthi, vicikiccha and silabbatta-paramasa). Anyone who is not a stream-winner is chained to these three wrong beliefs and reactions that lead away from freedom into bondage.
Let's take a look at sceptical doubt first. It's that niggling thought in the back of the mind: "There must be an easier way," or "I'm sure I can find happiness somewhere in this wide world." As long as there's doubt that the path of liberation leads out of the world, and the belief is there that satisfaction can be found within the world, there is no chance of noble attainment, because one is looking in the wrong direction. Within this world with its people and things, animals and possessions, scenery and sense contacts, there is nothing to be found other than that which we already know. If there were more, why isn't it easily discernible, why haven't we found it? It should be quite plain to see. What are we looking for then?
Obviously we are looking for happiness and peace, just like everyone else is doing. Sceptical doubt, that alarmist, says: "I'm sure if I just handled it a little cleverer than I did last time I'll be happy. There are a few things I haven't tried yet." Maybe we haven't flown our own plane yet, or lived in a cave in the Himalayas or sailed around the world, or written that best-selling novel. All of these are splendid things to do in the world except they are a waste of time and energy.
Sceptical doubt makes itself felt when one isn't quite sure what one's next move should be. "Where am I going, what am I to do?" One hasn't found a direction yet. Sceptical doubt is the fetter in the mind when the clarity which comes from a path moment is absent. The consciousness arising at that time removes all doubt, because one has experienced the proof oneself. When we bite into the mango, we know its taste.
The wrong view of self is the most damaging fetter that besets the ordinary person. It contains the deeply imbedded "this is me" notion. Maybe it's not even "my" body, but there is "someone" who is meditating. This "someone" wants to get enlightened, wants to become a stream-winner, wants to be happy. This wrong view of self is the cause of all problems that could possibly arise.
As long as there's "somebody" there, that person can have problems. When there's nobody there, who could have difficulties? Wrong view of self is the root which generates all subsequent pain, grief and lamentation. With it also come the fears and worries: "Am I going to be alright, happy, peaceful, find what I am looking for, get what I want, be healthy, wealthy and wise?" These worries and fears are well substantiated from one's own past. One hasn't always been healthy, wealthy and wise, nor gotten what one wanted, nor felt wonderful. So there's very good reason to be worried and fearful as long as wrong view of self prevails.
Rites and rituals in themselves are not harmful, only believing them to be part of the path to Nibbana is detrimental. They need not even be religious, although we usually think of them like that. Such as offering flowers and incense on a shrine, prostrating or celebrating certain festivals and believing that this will accumulate enough merit to go to the Deva realms. It's devotion, respect and gratitude to the Triple Gem,[1] which count. But this belief is not only confined to religious activities. Everybody lives with rites and rituals, even though we may not be aware of them. In human relationships there are certain prescribed ways of acting in respect to one's parents, one's children, one's partners. How one relates in one's job, to friends and strangers, how one wants to be confirmed by others, all is connected to preconceived ideas of what is right and proper in a certain culture and tradition. None of it has any basic truth in it, all is mind-made. The more ideas one has, the less one can see reality. The more one believes in them the harder it is to abandon them. As one imagines oneself to be a certain kind of person, one relates in that way in all situations. It doesn't have to be how we put flowers on a shrine, it can also be how we greet people, if we do it according to a certain stereotyped ritual and not the way an open heart and mind may dictate.
These three obstructions fall away when a path and fruit moment has been experienced. There's a marked change in such a person, which is — of course — not externally visible. It would be nice to wear a halo and look blissful. But the inner change is firstly that the experience leaves absolutely no doubt what has to be done in this life. The event is totally different from anything previously known, so much so, that it makes one's former life, up to that point, immaterial. Nothing can be found in the past which has fundamental importance. The only significance lies in going ahead with the practice so that this minimal experience of the first path moment can be fortified, resurrected and firmly established in oneself.
The path and fruit moments recur for the once-returner (sakadagami), the non-returner (anagami) and the Enlightened One (arahant). Each time they are not only deepened, but can be lengthened. One could compare this to having examinations at the university. If one is going through four years of university study to get a certain degree, one has to pass examinations at the end of each year. One has to answer questions each time, based on one's previously absorbed knowledge. But the questions become deeper, more profound and more difficult with each subsequent examination. While they are always concerned with the same subject, they require more depth and profundity of understanding each time. Until one finally graduates and doesn't have to return to university. It's the same with our spiritual development. Each path moment is based on the previous one and is concerned with the same subject, yet it goes deeper and further. Until one passes one's final test and need not return again.
The path moment doesn't have any thinking or feeling in it. It is not comparable to the meditative absorptions (jhana). Although it is based upon them because only the concentrated mind can enter into a path moment, it does not have the same qualities. the meditative absorptions have — in their initial stages — the ingredients of rapture, happiness and peacefulness. Later on, the mind experiences expansion, nothingness and a change of perception. The path moment does not contain any of these states of mind.
It has a quality of non-being. This is such a relief and changes one's world view so totally that it is quite understandable that the Buddha made such a distinction between a worldling and a Noble One. While the meditative absorptions bring with them a feeling of oneness, of unity, the path moment does not even contain that. The moment of fruition, subsequent to the path moment, is the understood experience and results in a turned-around vision of existence.
The new understanding recognizes every thought, every feeling as stress (dukkha). The most elevated thought, the most sublime feeling still has this quality. Only when there is nothing, is there no stress. There is nothing internal or external that contains the quality of total satisfactoriness. Because of such an inner vision, the passion for wanting anything is discarded. All has been seen for what it really is and nothing can give the happiness that arises through the practice of the path and its results.
The Nibbanic element cannot be truly described as bliss, because bliss has a connotation of exhilaration. We use the word "bliss" for the meditative absorption, where it includes a sense of excitement. The Nibbanic element does not recognize bliss because all that arises is seen as stress. "The bliss of Nibbana" may give one the impression that one may find perfect happiness, but the opposite is true. One finds that there is nothing and therefore no more unhappiness, only peace.
To look for path and fruit will not bring them about, because only moment to moment awareness can do so. This awareness will eventually culminate in real concentration where one can let go of thinking and be totally absorbed. We can drop the meditation subject at that time. We need not push it aside, it falls away of its own accord, and absorption in awareness occurs. If there has to be an ambition in one's life, this is the only worthwhile one. All others will not bring fulfillment.
One doesn't have to force oneself to give up sceptical doubt. What is there to doubt when one has experienced the truth? If one hits oneself with a hammer, one feels pain and cannot doubt it. One knows from one's own experience.
Rites and rituals are brought to an interesting end because the person who has experienced a path moment will under no circumstance indulge in any role-playing. All roles are the ingredients of unreality. One may continue religious rites, because they contain aspects of respect, gratitude and devotion. But there will not be any rituals in how to relate to people or to situations or how to invent stories about oneself because the response is with a spontaneous open heart.
Letting go of the wrong view of self is — of course — the most profound change, causing all other changes. For the stream-winner the wrong view of self can never intellectually arise again, but feeling-wise it can, because the path moment has been so fleeting. It hasn't made the complete impact yet. If it had done so, it would have resulted in Enlightenment. This is possible and is mentioned in the Buddha's discourses as having happened during his lifetime. All four stages of holiness were realized while listening to the Dhamma.
The initial fruit moment needs to be re-lived, one has to resurrect it over and over again, until the second path moment can arise. It's like repeating what one knows and not forgetting so that one can build upon it.
It is very useful to remind oneself in all waking moments that body, feeling, perception, mental formations and consciousness are all impermanent and have no core substance, changing from moment to moment. Whether one has had a direct vision of non-self (anatta) or just an understanding of it, either way one has to bring it back into one's mind and re-live it as often as possible. As we continue to do this, ordinary problems arise less and less. If we remain aware of the impermanence of all that exists, our difficulties seem far less important and the view of self subtly changes.
The view we have of ourselves is our worst enemy. Everyone has made up a persona, a mask that one wears and we don't want to see what's behind it. We don't allow anyone else to look either. After having had a path moment, that is no longer possible. But the mask, fear and rejection come to the fore. The best antidote is to remember again and again, that there's really nobody there, only phenomena, nothing more. Even though the inner vision may not be concrete enough to substantiate such a claim, the affirmation helps to loosen the grasping and clinging and to hang on a little less tightly.
The direction of the practice is certainly towards stream-entry. However, there is nothing to get, there's everything to give up. Unless that is done, the moment cannot happen, and we will continue to live in the same way we always have. Beset by dukkha obstructed by dukkha, subject to praise and blame, loss and gain, fame and ill-fame, happiness and unhappiness. The usual problems — all caused by "self" — will arise again and again. The real change comes when there is a decisive alteration in the way we view ourselves, otherwise the difficulties remain the same because the same identical person is generating them.
Being mindfully aware in and out of meditation is the practice which will bring results. It means doing one thing at a time, attentive to mind and body. When listening to Dhamma, only listen. When sitting in meditation, only attending to the meditation subject. When planting a tree, only planting. No frills, no judgments. That habituates the mind to be in each moment. Only in such a way can a path moment occur. It's not in the distant future, it's possible here and now. There's no reason why an intelligent, healthy, committed person should not be able to attain it with patience and perseverance.
We have heard about disenchantment and dispassion as steps on the path to liberation and freedom. They cannot have meaning and impact unless there is a vision of a totally different reality, one which does not contain the world's manifoldness. When one sits in meditation and starts thinking, that's the temptation of diversification and expansion (papañca). The Nibbana element is one, not manifold. One could say that it's empty of all that we know. Until that is seen, the world will keep calling, but we need not believe it all. It is a difficult task. So one has to remind oneself often, otherwise one gets caught by temptation. One should not be surprised when one doesn't find happiness; manifoldness, diversification cannot create happiness, only distraction.
Certainly one can experience pleasure from the senses. If one has good karma there will be many occasions. Good food, beautiful scenery, pleasant people, good music, interesting books, a comfortable home, not too much physical discomfort. But do these bring fulfillment? Since it didn't happen in the past, why should it occur in the future? Path and fruit bring fulfillment because they are empty of phenomena. Emptiness does not change nor does it become unpleasant and it cannot lack peace, since there is nothing to disturb it.
When people hear or read about Nibbana, they are apt to say: "How can I want nothing?" When one has seen that everything one can possibly want is meant to fill an inner void and dissatisfaction, then the time has come to want nothing. This goes beyond "not wanting" because one now accepts the reality that there is nothing worthwhile to be had. Not wanting anything will make it possible to experience that there is actually nothing — only peace and quiet.
Note
1.
Triple Gem — Buddha, Dhamma, Sangha.
Taken from:
"Path and Fruit " by Ayya Khema
(ursprünglich von buddhanet.net, Link und englischen Text ausgetauscht von Johann)