Buddhistische Heiligenlegenden
Einleitung"Einst, so erzählt man sich, weilte der Mönchsältere ..." Mit dieser Einleitung finden sich in den Kommentaren zum Pali Kanon - dem Kanon der Reden Buddhas - hier und da verstreut Erzählungen über heilige Mönche vergangener Jahrhunderte.
Diese Geschichten und Legenden, die vom großen Kommentator Buddhaghosa rund 500 n.Chr. in Sri Lanka aufgezeichnet wurden, schildern das heroische Streben nach innerer Läuterung, Reinheit, Tugend, nach meditativer Sammlung und endgültiger Befreiung.
Für die in den Legenden geschilderten Personen und Orte müssen wir uns in etwa folgenden geschichtlichen Hintergrund vorstellen:
Zeitraum: 100 v.Chr. bis 200 n. Chr.
Gegend: Sri Lanka und Südindien.
Hintergrund: Die Lehre Buddhas hat ihre höchste Blütezeit in Indien bereits überschritten. Nachdem Kaiser Asoka 300 v.Chr. Missionen in alle Nachbarländer (Griechland, Persien, Ägypten, Burma, Nepal und Sri Lanka) geschickt hat, machen sich erste "Degenerationserscheinungen" im Mutterland des Buddhas bemerkbar. Obwohl sich die Nachbarvölker für die Lehre des Erwachten zu interessieren beginnen, ist der Mönchsorden Buddhas selbst vielfach gespalten. Die mächtige progressive Strömung der Mahasanghikas (der sogenannte Mahayana-Buddhismus) entwickelt viele neue Konzepte und Schulen und nutzt als sprachliches Mittel immer öfter das Sanskrit. Nur im Süden Indiens, in Sri Lanka und in Burma überlebt und floriert die ursprüngliche Lehre Buddhas - basierend auf einer strengen Ordenszucht werden hier die Lehrreden Buddhas Wort für Wort, Betonung für Betonung auswendig gelernt und an die eigenen Schüler weitergegeben. Aber auch die meditative Praxis ist seit den Tagen Buddhas in lebhafter Erinnerung der Mönchsgemeinde. Viele namhafte und legendäre Mönche erreichen während dieser letzten großen Blütezeit nicht nur das Endziel der buddhistischen Heilslehre das sogenannte "Nibbana/oder skr. Nirvana", sondern ziehen durch ihre asketische Abgeschiedenheit, ihre geistige Sammlung, ihre mächtigen Geisteskräfte und beeindruckenden Persönlichkeiten ihre Zeitgenossen in ihren Bann.
Eben jene vergangenen Tage heroischer Gestalten sind es, die der Kommentator Buddhaghosa, nach fast 3 Jahrhunderten dunkler Kriege und Hungersnöte aufzeichnet und vor dem Vergessen rettet.
Obzwar die deutsche Sprache durch die großartigen Übersetzungen des Indologen und innigen Buddhisten Karl Eugen Neumann (1865 - 1915) mit den wichtigsten Teilen des Pali Kanons bereichert wurde, ist die Kommentarliteratur des Pali Kanons auch heute noch in wegen ihrer scholastischen Ausuferungen verpönt.
Die hier versammelten Heiligenlegenden, die der voluminösen Kommentarliteratur entstammen, machen aber deutlich, daß die Scholasten um 500 n.Chr. Perlen und Juwelen in ihre Abhandlungen mitaufnahmen, die sie zum Teil selbst nicht recht verstanden haben mögen. So finden wir unter anderem Meditationsanleitungen und - Beschreibungen, die ein völlig anderes, d.h. lebendiges und gelebtes Bild auf die Anweisungen Buddhas werfen und verraten, wie die buddhistische Meditation und Praxis um 100 v.Chr, also wenige hundert Jahre nach Buddhas Verlöschen ausgesehen haben mag. Ein einzigartiger Blick in die Nähe des Erwachten...
Zur "Übersetzung": Kommentarliteratur - allen voran die Palikommentare - ist trocken. Auch wenn die hier vorliegenden Geschichten und Legenden in einem flüssigeren Stil erscheinen als der gewöhnliche Kommentar, so klingt eine rein wortwörtliche Übersetzung der Texte holprig und wenig erbaulich - ganz im Gegensatz zum Inhalt der Legenden. Die Übersetzung wurde daher in zwei Schritten vorgenommen: Im ersten Schritt wurde der Pali Text möglichst wörtlich ins Deutsche übertragen. In einem zweiten Schritt wurden die Texte vorsichtig an ein "umgänglicheres" Deutsch angepasst.
Lennart Lopin
Anmerkung: Diese Schriften wurden auf nibbanam.com gefunden und schienen dort etwas verwaist. Auch konnte keinerlei Kontakt oder Hinweis zu einem etwaigen Besitzer gefunden werden. Wie auch immer, bitte betrachten Sie diese Texte als Dhamma Dana. Nutzen Sie die Texte nicht zu kommerziellen Dingen oder als Geschäft. Vielleicht ist es ja eine Inspiration für Sie, diese Übersetzungen fortzusetzen, zu vervollständigen und dann auch wieder ohne Erwartungen und Bedingungen zu teilen.
Wenn Sie vielleicht mehr Informationen oder Ergänzungen zum Text haben, ist hier vielleicht ein guter Platz zum teilen.
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