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Die Buddhistische Disziplin in Bezug auf Bhikkhunis - Fragen und Antworten

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Dhammañāṇa:
Sadhu! Sadhu! Sadhu!

Wertvolle Arbeit, dies zu übersetzen. Mudita!

 :-*


Moritz:
Interview über die Ordination von Bhikkhunis[1]


Errichtung eines festen Fundaments des Wissens
Dr. Martin: Manche dieser Fragen behandeln dieselben Angelegenheiten aus einer anderen Perspektive.
Die erste Frage dreht sich um einen Brief, den ein Mönch Ihnen einst sandte, in welchem er schreibt, dass es keinen Regelerlass vom Buddha gibt, der die Rechtmäßigkeit der Ordination von Bhikkhunis durch Bhikkhus außer Kraft setzt, was bedeutet, dass Bhikkhus immer noch die Autorität haben, Bhikkhunis zu ordinieren. Soweit ich sehe, folgen viele Akademiker derselben Argumentationslinie. Wie sehen Sie diese Frage?


Phra Payutto: Bevor ich antworte, möchte ich darum bitten, dass wir uns alle der richtigen Einstellung annehmen, bevor wir diese Dinge diskutieren. Diese Erwägungen, dieses Engagement und diese Diskussion sollten als eine gemeinsame Anstrengung gesehen werden — wir helfen einander. Der Zweck hier ist nicht, schwache Punkte in den Argumenten anderer zu finden. Statt dessen betrachten wir diese Angelegenheiten als geteilte Herausforderungen und suchen gemeinsam nach passenden Wegen, mit ihnen umzugehen.
Die richtige Einstellung aufzubringen, ist entscheidend. Wir reflektieren darüber, wie uns ein allgemeines Problem entgegentritt, und nachdem wir die Natur des Problems verstanden haben, fragen wir, wie wir kollektiv das Problem lösen können. Wir können drei Stufen solche einer Diskussion unterscheiden:

1. Präsentation der Tatsachen: Wir präsentieren die Tatsachen über die Angelegenheit, das heißt, die der Bhikkhuni-Ordinationen. Wir fragen: 'Welche Prinzipien legte der Buddha fest?', 'Was sind die Lehren, die der Buddha in dieser Angelegenheit gab?', 'Wie präsentierte er die Lehren?', 'Wie wurden diese Lehren in der Vergangenheit befolgt?', 'Wie haben sich diese Prinzipien historisch entwickelt?' Wir diskutierenall diese Tatsachen, die Informationen, die Belege, die wir über diese Lehren und ihre historische Entwicklung finden können.
Wenn wir diese Tatsachen diskutieren, versuchen wir, so weit wie möglich nicht das Problem zu verkomplizieren, indem wir unsere eigenen Vorlieben oder Wünsche der Diskussion hinzufügen. Wir versuchen die Diskussion so klar wie möglich zu halten. Wenn manche Leute mich über doktrinelle Angelegenheiten reden hören, denken sie, dass dies meine Meinung ist. Meine persönlichen Meinungen allerdings sind eine andere Frage. In solchen Umständen versuche ich die Details der jeweiligen Angelegenheit entsprechend den Tatsachen zu erklären — den Lehren Buddhas. Ich versuche, persönliche Meinungen aus der Diskussion zu halten, außer, wo keine eindeutige Klarheit besteht und ich einige Theorien oder Erklärungen präsentiere, die von persönlicher Meinung beeinflusst sein können. Aber das ist unterschiedlich davon, persönliche Meinungen aus Verlangen nach einer speziellen Schlussfolgerung anzubringen.

2. Ausdrücken unserer Wünsche: Wir bringen unsere speziellen Wünsche zum Ausdruck. Zum Beispiel mag man den Wunsch haben, dass Frauen als Bhikkhunis ordiniert werden. Zur Zeit gibt es nur Mahayana-Bhikkhunis, aber man wünscht sich, dass Frauen als Theravada-Bhikkhunis ordinieren können. Man sucht also nach einem Weg, den Theravada-Bhikkhuni-Orden wiederherzustellen. (Es ist auch in Ordnung, dies zur ersten Stufe der Diskussion zu machen, vor der Präsentation der Tatsachen.)
An diesem Punkt bringen wir unsere Wünsche mit den verfügbaren Tatasachenin Verbindung. Zum Beispiel weiß man, dass man für Frauen die Möglichkeit wünscht, als Bhikkhunis ordiniert zu werden. Dies ist möglich, aber gegenwärtig werden nur Mahayana-Bhikkhuni-Ordinationen weitläufig als authentisch anerkannt. Man wünscht allerdings, dass Frauen als Theravada-Bhikkhunis ordiniert werden, welches zu einer Zeit möglich war, aber die Bhikkhuni-Ordinationslinie ist ausgestorben. Also fragen wir, im Einklang mit den Tatsachen und mit den Lehren, ist es möglich, den Theravada-Bhikkhuni-Orden wiederherzustellen? Dann untersuchen wir die Tatsachen sorgfältig.
Noch einmal, wenn wir die Tatsachen diskutieren, versuchen wir so gut wie möglich, die Diskussion nicht durch unsere persönlichen Meinungen aufgrund von Wünschen und Vorlieben zu verfälschen; wir versuchen, die Tatsachen so rein wie möglich zu halten.

3. Zu einer Entscheidung oder Übereinkunft kommen: Sobald wir unsere wünschen ausgedrückt und die Tatsachen untersucht haben, sehen wir, ob unsere Wünsche im Einklang mit diesen Tatsachen erfüllt werden können. Und ungeachtet, ob das Ergebnis uns entgegenkommt oder nicht, müssen wir zu einer Entscheidung kommen. Das ist der dritte Schritt.

Wenn man diesen dritten Schritt erreicht hat, begegnet man verschiedenen Optionen, zum Beispiel:
- Wenn unsere Wünsche mit den existierenden Prinzipien im Einklang sind, ist die Angelegenheit geklärt.
- Wenn unsere Wünsche in Konflikt mit den existierenden Prinzipien sind, akzeptieren wir dies und lassen die Angelegenheit fallen.
- Wenn die existierenden Prinzipien nicht unsere Wünsche unterstützen aber wir dies nicht akzeptieren sondern trotzdem fortfahren wollen, können wir uns fragen: "Sollte ich die existierenden Prinzipien ändern, um meine Wünsche zufrieden zu stellen?"
- Wenn wir nicht die existierenden Prinzipien verändern wollen, aber trotz allem etwas tun wollen, fragen wir uns, ob es alternative Lösungen gibt.

Es ist wichtig, zwischen diesen verschiedenen Stufen zu unterscheiden. Ansonsten geraten Dinge durcheinander. - Wenn jemand über Tatsachen spricht, denken wir, sie drücken eine Meinung aus. Wir sollten versuchen, über diese verschiedenen Stufen im klaren zu bleiben (hier habe ich sie umgeordnet):
1. In dieser Sache sind meine Wünsche so.
2. Die Tatsachen über diese Angelegenheit sind so.
3. Ob nun die Tatsachen meinen Wünschen entsprechen oder nicht, wie soll ich fortfahren?

An diesem Punkt sind da fünf weitere Faktoren, welche als Vorbereitung für solche eine Diskussion hilfreich sind:
1. Die zu diskutierenden Angelegenheiten klar zu bestimmen und zu identifizieren.
2. Den Geist in Heilsamem zu festigen: das heißt, man zielt auf eine praktikable Lösung zu dieser Angelegenheit ab. Wenn man wünscht, den Theravada-Bhikkhuni-Orden wiederherzustellen, der verschwunden ist, hinterfragt man, ob das möglich ist. Man erkennt an, dass eine Lösung als eine kollektive Anstrengung gefunden werden muss, mit der Teilnahme anderer.
3. Die Lehren über die monastische Disziplin zu kennen: Das ist ähnlich wie zu erkennen, dass Staatsgesetze klar und umfassend sein müssen, weil sie jeden einzelnen in einer bestimmten Gesellschaft auf Lange Sicht betreffen. Wenn sie nicht klar und umfassend sind, wird die Gesellschaft in nicht langer Zeit in Chaos verfallen.
Damit Gesetze klar und umfassend sind, wird spezifischer und präziser Wortlaut und Text gebraucht, so dass die Gesetze akkurat ihr Ziel und ihren Zweck vermitteln. Dies hält Leute davon ab, sie falsch zu interpretieren.
In ähnlicher Weise hat, sowohl in der Bhikkhu- wie auch der Bhikkhuni-Pāṭimokkha, fast jede Übungsregel einen "Abschnitt über Klassifikation" (vibhaṅga), welcher fast jeden Aspekt der Regel erklärt und definiert, so dass der Übende sie verstehen und korrekt einhalten wird. Hier wird fast jedes einzelne Wort in der Regel definiert. Zum Beispiel werden in jeder Regel die Begriffe Bhikkhu und/oder Bhikkhunī definiert. Manche Leute mögen sich beschweren, dass sie diese Dfinitionen schon kennen — warum müssen sie ständig wiederholt werden? Dies ist die Natur der formalen Lehren über die monastische Disziplin.
Diese Klassifikationen geben nicht lediglich Definitionen für spezifische Wörter. Beispielsweise im Falle des Wortes "Bhikkkhu" liefern sie eine ganze Bandbreite an Definitionen, an welche der durchschnittliche Leser nicht notwendigerweise denkt oder sich an sie erinnert. Nach Vorlage dieser verschiedenen Definitionen machen sie dann eine Aussage darüber, dass in diesem bestimmten Fall der Begriff "Bhikkhu" sich auf solch und solch eine Person bezieht. Das liegt darin begründet, dass Leute so verschiedene Temperamente haben, und es verringert für jene juristisch denkenden Menschen die Möglichkeiten, Uneindeutigkeiten aufzuzeigen.
Ganz gleich aber, wie streng, detailliert und vorsichtig man Gesetze oder Disziplinarregeln erlässt, ist dieser Prozess an Sprache gebunden und abhängig von der Intelligenz jener, die diese Gesetze schreiben. Daher ist es in fast allen möglichen Fällen nötig, diese Gesetze zu interpretieren. Beim Vorschreiben der Gesetze ist der Wortlaut mit penibler Präzision gefasst. Bei der Interpretation der Gesetze ist es daher von entscheidender Bedeutung, dem genauen Wortlaut und Text große Wichtigkeit zu geben. Aber als Vorsorgeleistung, im Fall, dass die benutzte Sprache oder die Scharfsinnigkeit der Person, die das Gesetz verfasst hat, nicht ganz angemessen ist, ist es auch wichtig, dem spezifischen Ziel des Gesetzes Aufmerksamkeit zu widmen.
In Kürze, man muss sich mit der Vinaya in dieser Art auseinandersetzen. Wir nehmen nicht unsere eigenen Wünsche oder Meinungen als kriterien darin, Entscheidung in Bezug auf die Vinaya zu fällen; wir erlauben unseren Begierden nicht, das Ziel der Vinaya zu verzerren. Als erstes nennen wir die Disziplinarregeln, wie sie existieren, der juristischen Struktur der Vinaya folgend, eingeschlossen einer Analyse davon, wie viele Regeln einander ergänzen. Schließlich nehmen wir zur Kenntnis, dass die Zielrichtung der verschiedenen Vinaya-Regeln vom Buddha selbst stammt.
4. Die gemeinschaftliche Harmonie aufrecht zu erhalten: Sowohl Staatsgesetze wie monastische Disziplinarregeln, zielen darauf ab, Mitglieder der Gemeinschaft zu schützen, der Gemeinschaft zu dienen, so dass sie friedlich, wohlgeordnet und stabil ist. Dies ist insbesondere wahr für die Vinaya. Der Buddha betone wiederholte die Wichtigkeit gemeinschaftlicher Harmonie. Eine Untersuchung der monastischen Disziplin sollte nicht primär eine Suche nach persönlichen Gelegenheiten sein. Gewicht sollte auf Kooperation liegen, auf gemeinschaftlicher Stabilität und der Vermeidung, in viele Fraktionen zu zerfallen, durch Besinnung auf Kriterien der Rechtmäßigkeit und auf wahrheitstreue Prinzipien. Das ist der Grund, warum ich vorher die Leute ermutigt habe, die richtige Einstellung hervor zu bringen — diese Diskussion als eine kooperative Anstrengung zu sehen, statt einer Form von Streit darüber, wer Recht hat und wer Unrecht.
5. Ein wohlwollendes Herz jenen gegenüber aufrecht zu halten, die direkt involviert sind: Man sollte versuchen, seine Weisheit und Intelligenz zu benutzen, diese Angelegenheit in der bestmöglichen Weise zu bedenken, ohne all die vorgenannten Prinzipien zu vergessen. Man sollte die Angelegenheiten aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und verschiedene Lösungen erwägen, so dass jenen Leuten, die direkt betroffen sind, in diesem Falle die Frauen, welche Wünschen, als Entsagende fort zu ziehen, gerecht geworden wird und sie wahrhaftig davon profitieren, insbesondere auf lange Sicht.
Eine richtige Einstellung aufrecht zu halten, ist damit verbunden, was wahrhaftig im Lichte des Dhamma ist. Man sollte diese Sache nicht diskutieren, indem man Vorteile gegenüber anderen sucht. Ansonsten wird eine Fraktion nur auf Verweigerung aus sein und bloß "Niemals, niemals" wiederholen und Einspruch in trivialen Angelegenheiten erheben. Eine Andere Fraktion erkennt jede Uneindeutigkeit und zeigt nur darauf, um ihr erwünschtes Ziel zu erreichen. Dies ist nicht der korrekte Weg.

Die Lösung zu diesem Problem muss gemeinschaftlich gefunden werden. Wenn die allgemeine Schlussfolgerung ist, dass entsprechend der formalen Lehren es nicht möglich ist, einfach Bhikkhuni-Ordinationen abzuhalten, dann müssen alternative Lösungen untersucht werden. Aber wenn man eine technische Schwäche als mögliche Lösung findet und dann danach greift, um sein Ziel voran zu treiben, ist dies nicht korrekt. Man muss sich zu erst diese mögliche Lösung genau ansehen, um zu sehen, ob sie mögliche Komplikationen enthält.
Diese Sache erfordert viel Erwägung, denn es gibt keine definitive Lehre des Buddha, welche alle Zweifel beseitigt. Man sollte zu erst sorgsam erwägen, ob durch die Implementierung dieser Lösung irgendein Schaden die weitläufigere Gemeinschaft befallen wird, oder die Frauen, welche wünschen, ordiniert zu werden. Dies erfordert eine kollektive Besinnung, anstatt bloß Argumentation und Debatten zwischen den Lagern.



Wie die Bhikkhuni-Ordinationen ursprünglich ausgeführt wurden
Um zu dem Brief zurückzukehren, den Sie erwähnten, ich kann mich nicht an den Namen des Mönchs erinnern, der ihn schrieb. Als ich ihn erhielt, schenkte ich ihm nicht viel Aufmerksamkeit, weil da in der Vergangenheit schon einige Mönche waren, die die gleiche Meinung dargeboten haben. (Es ist möglich, dass der erste, der dies vorbrachte, ein westlicher Mönch war — ich bin nicht sicher.) Ich hatte nicht die Zeit, in Länge darauf einzugehen. Ich hörte, dass während eines kürzlichen Treffens mit dem Dalai Lama einige Leute diese Frage äußerten. Daher bin ich nun schon seit einiger Zeit damit vertraut.
Zu dieser Frage gibt es viele Aspekte zu berücksichtigen. Die Prozedur, auf die hier verwiesen wird, betrifft die ursprüngliche Erlaubnis des Buddha. Zu jener Zeit gab es keine Bhikkhunis, und daher erlaubte er den Bhikkhus, die Bhikkhuni-Ordination an Frauen zu geben.
Da ist ein spezieller Fall, welcher sich ereignette, bevor die Erlaubnis gegeben wurde. Die Ehrw. Mahāpajāpatī Gotamī wurde vom Buddha selbst ordiniert — sie war die einzige Bhikkhuni, die vom Buddha ordiniert wurde. Weil da einige hundert königliche Sakyer-Frauen waren, welche Mahāpajāpatī Gotamī begleiteten, gab der Buddha dann diese Erlaubnis: "Bhikkhus, ich erlaube den Bhikkhus, die volle Ordination an Bhikkhunis zu erteilen."[2] Die Mönche erteilten daher die Ordination an jene anderen Sakyer-Frauen.
Wenn der Buddha den Bhikkhus nicht erlaubt hätte, Bhikkhunis zu ordinieren, wer wäre verfügbar gewesen, diese Aufgabe zu erfüllen, da keine Gemeinschaft von Bhikkhunis vorher existierte? Dies war eine offensichtliche und natürliche Lösung in dieser Anfangsphase. Worauf wir nun sehen müssen, ist, was für eine Art von System der Buddha festlegte, sobald eine Gemeinschaft von Bhikkhunis existierte.
Hier können wir fragen, ob diese ersten Bhikkhuni-Ordinationen im fünften Jahr der Lehrperiode Buddhas von einer Versammlung der monastischen Gemeinschaft ausgeführt wurde, unter Benutzung der Methode der drei Bewegungen, gefolgt von einem Entschluss (ñatti-catuttha-kamma-vācā). Den Sub-Kommentaren zufolge trat die Ordination durch die dreifache Zufluchtnahme (tisaraṇa-gamana), in welcher eine Person von einem einzigen Schüler ordiniert wurde, nur im ersten Jahr der Lehrperiode Buddhas auf.
Ein Beispiel dieser früheren Form der Ordination kann in der Geschichte von Rāhula gesehen werden, für den das "Zufluchtnehmen in den drei Zuflüchten" als seine Novizenordination galt. Rāhula wurde als Novize im Alter von sieben Jahren ordiniert. Der Buddha verließ den Palast und praktizierte Askese und Entbehrung für sechs Jahre. Das bedeutet, dass dieses Ereignis sich bald nach Buddhas Erwachen, während des ersten Jahres der Lehrperiode, ereignete.
Die Ordination durch die dreifache Zufluchtnahme (tisaraṇa-gamanūpasampadā), in welcher individuelle Schüler die Ordination geben konnten, gab es daher nur im ersten Jahr. Danach erlaubte der Buddha den Mönchen, Ordinationen durch einen Akt von drei Bewegungen gefolgt von einem Entschluss zu geben, in einer formellen Versammlung der Sangha. Als der Buddha diese Erlaubnis gab, verbot er den Mönchen damit zugleich, Leute durch die dreifache Zufluchtnahme zu ordinieren. Ordinationen nach diesem Zeitpunkt mussten als ein formaler Akt der Gemeinschaft ausgeführt werden.[3]
Bevor Rāhula als Novize ordiniert wurde, fragte der Ehrw. Sāriputta den Buddha, wie diese Ordination ausgeführt werden sollte, da Rāhula erst sieben Jahre alt war. Der Buddha wies ihn an, die Prozedur der "Zufluchtnahme in den drei Zuflüchten" zu verwenden, welche ansonsten als Weg der Ordination von Bhikkhus annulliert worden war. Hiervon wird angenommen, dass es während des ersten Jahres Buddhas Lehrperiode stattgefunden hat.
Dies steht in Beziehung zu der vorliegenden Streitfrage: wenn im fünften Jahr die Ordination von Mönchen durch drei Bewegungen gefolgt von einem Entschluss ausgeführt wurde, dann wäre die gleiche Prozedur auch für die Ordination von Bhikkhunis verwendet worden. Wenn nicht eine separate oder spezielle Klausel in den Bhikkhuni-Übungsregeln erlassen wurde, sind die Dinge, wie sie für die Bhikkhus vorgeschrieben sind, auch gültig in Bezug auf die Bhikkhunis. Es bestand kein Bedarf, diese Vorschriften für die Bhikkhunis zu wiederholen. Dies gilt ähnlich für die Bhikkhus — viele technische Angelegenheiten in Bezug auf die Bhikkhunis sind auch automatisch für sie gültig.
Was weitere Bhikkhuni-Ordinationen angeht (nachdem die königlichen Sakyer-Frauen ordiniert wurden), können wir annehmen (es ist wahrscheinlich, zu stark, zu sagen "schlussfolgern"), dass manche Trainingsregeln oder ein Kodex des Verhaltens für die Bhikkhunis in dieser Angelegenheit vorgeschrieben wurde.
Wir können auch annehmen, dass ganz von Anfang an die Bhikkhus ihr eigenes System der Ordination benutzten, als sie Bhikkhunis ordinierten. Im fünften Jahr wurden die Bhikkhus ordiniert durch die Methode von drei Bewegungen gefolgt von einem Entschluss, und sie wendeten daher diese Methode auf die Bhikkhunis an.
Der Grund, warum ich "annehmen" sage, ist, dass sich in der Erlaubnis Buddhas für die Mönche, Bhikkhuni-Ordination zu erteilen, keine spezifische Erwähnung findet, dass diese Ordinationen von der Sangha ausgeführt werden sollen — der Wortlaut sagt einfach, dass Bhikkhus diese Ordinationen ausführen dürfen. Hier können Leute auf alle Arten von Ideen kommen. Zum Beispiel mag man spekulieren, dass am Anfang jeder Mönch die Ordination an Frauen erteilen konnte, ohne die Notwendigkeit eines formalen Akts der Gemeinschaft, was sich später so entwickelt haben könnte. Da sich keine Lehren des Buddha über diese Details finden, auf die man sich beziehen kann, können solche Spekulationen sich ewig fortsetzen.
Es ist daher fair, zu schlussfolgern, dass, wenn die ersten Bhikkhuni-Ordinationen sich im fünten Jahr von Buddhas Lehrperiode ereigneten, zu welcher Zeit Bhikkhu-Ordinationen von der Gemeinschaft ausgeführt wurden, die Bhikkhuni-Ordinationen ebenfalls von der Gemeinschaft ausgeführt worden wären, da die Übungsregeln in diesen Angelegenheiten für Mönche und Nonnen einander ergänzen.
Den Bhikkhus zu erlauben, Ordination an Bhikkhunis zu erteilen, erforderte notwendigerweise die Ordination durch die Bhikkhu-Sangha allein, da keine existierenden Bhikkhunis da waren, die an dieser Prozedur hätten teilnehmen können. Und der Begriff "Bhikkhus" hier impliziert nicht, dass einer oder ein paar wenige Mönche diese Ordination allein durchführen konnten, wie es einst der Fall gewesen war in der Ordination durch die dreifache Zufluchtnahme. Statt dessen war es eine Ordination, die von der gesamten Bhikkhu-Sangha durchgeführt wurde, in der gleichen Weise, wie Bhikkhu-Ordinationen ausgeführt wurden. Also können wir annehmen, dass die Bhikkhu-Sangha diese Bhikkhuni-Ordinationen durch den Akt der drei Bewegungen gefolgt von einem Entschluss ausführten.
Der Vinaya-Pitaka erzählt dann die Entwicklungen von diesem Punkt an. Er sagt, dass als Teil der Ordinationsprozedur die Mönche die weiblichen Kandidaten nach einigen persönlichen Attributen fragten, von welchen manche mit sehr persönlichen Dingen des Geschlechts zu tun haben. Die Frauen waren so beschämt durch diese Fragen, dass sie nicht in der Lage waren, zu antworten. Der Buddha erließ daher die Regel, dass Bhikkhunis diese Ordinationen selbst durchführen. Sobald diese Prozedur abgeschlossen war, wurde eine zweite Ordination von den Mönchen durchgeführt, also ein zweistufiger Prozess.
Es besteht Zweifel darüber, von welchem Zeitpunkt an die Bhikkhunis an diesen Ordinationen teilnahmen. Wir wissen nicht, ob sie an den Ordinationen teilnahmen, bevor der Buddha die zweistufige Prozedur einführte.
Eine Möglichkeit ist, dass in den frühen Ordinationen sowohl die Bhikkhu- als auch die Bhikkhuni-Sangha teilnahmen. Aber da die Bhikkhus diese Vorgänge anführten und auch diejenigen waren, die Fragen an die weiblichen Kandidaten bezüglich der "Dinge, die als Hindernisse fungieren" (antarāyika-dhammā, Fragen über persönliche Attribute) stellten, ergab sich das zuvor genannte Problem. Ursprügnlich könnten Bhikkhunis den Ordinationen beigewohnt haben, aber sie waren nicht diejenigen, die diese Fragen stellten. Daher wurde die Ordinationsprozedur in zwei Stadien aufgeteilt, angefangen mit den Bhikkhunis, die die persönlichen Fragen stellten, und dann gefolgt von der zweiten Ordination mit der Bhikkhuni-Sangha.
Als alternative Möglichkeit waren die Bhikkhunis nicht Teil der ersten Art von Ordination. Die Bhikkhus führen die Vorgänge allein aus, aber nachdem das Problem der persönlichen Fragen auftrat, wurde den Bhikkhunis eine Rolle im Ordinationsprozess zuerkannt, was zu der Zweistufen-Ordination führte.
In jedem Fall erscheint es den Worten Buddhas zufolge, als sei das letztere Szenario war, dass nur die Bhikkhus diese Ordinationen für Frauen ausführten, bis das genannte Problem auftrat. Der Buddha ließ daher weibliche Kandidaten zunächst mit der Bhikkhuni-Sangha ordinieren, und wenn diese Stufe vollständig ausgeführt war, wurde ihnen eine zweite Ordination mit den Bhikkhus erteilt. Aus diesem Grund wird es eine Ordination "in beiden Gemeinschaften" (ubhato-saṅgha) genannt: in Bhikkhuni- wie auch Bhikkhu-Sangha.
Der einvernehmliche Standard war derart, dass weibliche Kandidaten, die "rein" waren — die die passenden persönlichen Attribute besaßen und die formal als solches anerkannt waren — als ordiniert im Angesicht der Bhikkhuni-Sangha galten.
Es ist klar aus Buddhas Worten, dass beide Gemeinschaften involviert waren, aber zu diesem Zeitpunkt nahmen die Bhikkhus nicht am ersten Teil der Ordination teil. Frauen wurden allein von den Bhikkhunis ordiniert, und dann, wenn sie als "fertig" angesehen wurden, gingen sie zu den Bhikkhus für die zweite Stufe der Ordination.
Die Rolle der Bhikkhus in der Ordination von Frauen wurde daher mit diesem Schritt weniger ausgeprägt. Zu erst mussten, da es keine Bhikkhunis gab, die Bhikkhus die Ordinationen ausführen. Aber nun, wo eine Bhikkhuni-Sangha geschaffen war, führten die Bhikkhunis das erste Stadium aus, woraufhin die Bhikkhus ein zweites Stadium ausführten.
Später ergab sich ein anderes Problem. Eine Frau, die gerade das erste Stadium der Ordination mit der Bhikkhuni-Sangha vollständig hinter sich gebracht hatte, wünschte dann, mit dem Buddha ordiniert zu werden; sie wünschte sich, mit der Bhikkhu-Sangha in Anwesenheit des Buddha ordiniert zu werden. Sie musste daher von der Stadt, wo sie den ersten Teil der Ordination abgeschlossen hatte, zu einer anderen Stadt reisen, wo sich der Buddha aufhielt.
Der Weg, auf dem sie reisen musste, war allerdings potentiell gefährlich, mit auflauernden Straßenräubern. Die Frau war nicht sicher, und daher waren ihre Pläne behindert. Die Geschichte erreichte den Buddha, der dann Frauen erlaubte, durch einen Boten ordiniert zu werden, das heißt, in Bezug auf das zweite Stadium der Ordination mit den Bhikkhus, können Frauen durch solch einen Boten ordiniert werden.
Später wurden Bedingungen über die Eigenschaften des Boten festgelegt: es musste sich um eine Bhikkhuni handeln, und um eine, die gelehrt war. Die Frau, die ordiniert wird, muss daher nicht zu einer anderen Stadt oder in einen anderen Bezirk reisen. Eine gelehrte Bhikkhuni, die in dieser Stadt oder diesem Bezirk lebt, kann als Repräsentant agieren. Sie macht die Ankündigung an die Bhikkhunis innerhalb einer formalen Versammlung, wo sie sagt, dass die und die Frau erfolgreich von den Bhikkhunis ordiniert wurde und bittet, von der Bhikkhu-Sangha ordiniert zu werden. Nachdem diese Ankündigung gemacht worden ist und die Bhikkhus der Sache zugestimmt und diese Frau akzeptiert haben, ist die Zweistufen-Ordination vollständig.
Die Rolle der Bhikkhus in dieser Prozedur verringerte sich also schrittweise, und die erste Stufe der Ordination, die von den Bhikkhunis durchgeführt wurde, wurde wichtiger und entscheidender. Die zweite Stufe wurde auf eine bloße Ankündigung reduziert, dass ein weiblicher Kandidat erfolgreich ordiniert worden war. Die primäre Aufnahme einer Frau in die Sangha wurde von den Bhikkhunis durchgeführt, welche dann diese Entscheidung den Bhikkhunis ankündigten und deren Zustimmung zur Bestätigung einholten.



Die ursprüngliche Erlaubnis für Bhikkhus, alleinige Ordination an Frauen zu erteilen
Nun, da wir einige der Umstände um die ersten Bhikkhuni-Ordinationen diskutiert haben, lassen Sie uns zurückkehren zu der vorliegenden Frage. Da der Buddha ursprünglich den Bhikkhus erlaubte, Bhikkhunis zu ordinieren und diese Erlaubnis niemals formal widerrufen wurde -, in dem Fall, dass keine Bhikkhunis da sind, ist es für Bhikkhus möglich, diese Ordinationen auszuführen? Da sind einige Aspekte dieser Sache zu bedenken:

1. Es ist wahr, dass die Erlaubnis Buddhas für Bhikkhus, Bhikkhunis zu ordinieren, niemals widerrufen wurde. Dies liegt daran, dass von jener Zeit an bis zum heutigen Tag Bhikkhus für die Ordination von Bhikkhunis notwendig sind. Wenn diese Erlaubnis widerrufen worden wäre, könnten die Bhikkhus keine Rolle in diesen Ordinationen spielen. Ihre Teilnahme wird immer noch benötigt in der zweiten Stufe der Ordination.
Das Problem liegt darin, dass der Buddha zusätzliche Regelungen einführte, welche die Teilnahme der Bhikkhuni-Sangha und die Ordination in sowohl der Bhikkhuni- wie auch der Bhikkhu-Sangha erfordern. Wäre es nun gültig, wenn Mönche diese Ordination allein ausführten?

2. In der formalen Erklärung (vibhaṅga) der Bhikkhuni-Trainingsregeln, erlassen vom Buddha, findet sich diese Definition: "Der Begriff 'Bhikkuni' bezieht sich auf eine Frau, die in beiden Sanghas ordiniert wurde.'
Dies stellt sich als Problem dar, insoweit, dass, wenn Bhikkhunis ohne eine anwesende Bhikkhuni-Sangha ordiniert werden, keine dieser Übungsregeln auf sie zutreffen oder legal bindend sein werden.

3. In Bezug auf die Vinaya-Regeln ist es nicht bloß eine Sache davon, ob eine Regelung aufgehoben wurde oder nicht. Was geläufiger ist, ist, dass eine Regel angepasst oder revidiert wird. Dies ist ähnlich wie bei allgemeinen Prinzipien des Gesetzes: wenn ein Gesetz revidiert wurde, wird die neuere Version im Effekt als Annullierung jener Aspekte früherer Versionen angesehen, die zu ihr im Widerspruch stehen.
In der zweifachen Teilung (ubhato-vibhaṅga) ist diese Sache klar, weil der Vorgang dieser formalen Prozedur dokumentiert ist. Wenn der Buddha eine spezielle Regel einführt und dann später Revisionen davon macht, wird die ursprüngliche Regel als die "Quellenregelung" (mūla-paññatti) bezeichnet, und die neuere Version wird eine "unterstützende Regelung (anupaññatti) genannt. Es mag zahlreiche Revisionen geben, und die aktuellste Version der Regel ist bindend. Es ist nicht notwendig, zu sagen, dass vorherige Versionen annulliert wurden. Dies ist ein allgemeiner Standard in der Vinaya.
Im Khandhaka[4] werden die verschiedenen Vinaya-Regeln mit dem Begriff anujānāmi bezeichnet, was bedeutet, dass sie eine "Erlaubnis" vom Buddha sind, und das gleiche ist, wie zu sagen, dass sie Vorschriften (paññatti) vom Buddha sind. In diesen Texten werden die verschiedenen Regeln und Vorschriften entsprechend ihrer spezifischen Umstände dokumentiert. Zum Beispiel, aufgrund solch und solch eines Vorfalls, wurde diese und jene Regel erlasssen; später ereignete sich ein anderer Vorfall in Bezug auf dieses Thema, und eine neue Regelung wurde erlassen. Hier ist es genauso wie oben erwähnt: die Mönche hatten sich entsprechend der neuen Vorschrift zu verhalten; sie konnten nicht gültigerweise der älteren Version weiterhin folgen.
In Bezug auf das gegenwärtige Thema erlaubte der Buddha, weil es zu Anfang keine Bhikkhunis gab, den Bhikkhus, Bhikkhuni-Ordinationen durchzuführen. Später, als eine Bhikkhuni-Sangha existierte und es unbequem für die Bhikkhus war, die erste Stufe der Bhikkhuni-Ordination weiter durchzuführen (man kann sagen, dass dies der wesentliche Teil der Ordinationsprozedur ist), schrieb der Buddha vor, dass weibliche Kandidaten zu erst mit der Bhikkhuni-Sangha ordiniert werden sollten. Danach sollen sie letztgültige Bestätigung durch die Bhikkhu-Sangha erfragen.
Nach diesem Zeitpunkt waren sowohl Bhikkhu- als auch Bhikkhuni-Sangha verpflichtet, dieser vorgeschriebenen Prozedur zu folgen — sie konnten nicht zur älteren Version zurückkehren. Und natürlich gingen jegliche späteren Regelungen, die der Buddha in Bezug auf dieses Thema erließ, konform mit diesem neueren System der Bhikkhuni-Ordinationen.

Der Grund, warum der Buddha nicht die Erlaubnis für Bhikkhus zurücknahm, Bhikkhunis zu ordinieren, ist klar: Die Bhikkhus wurden immer noch benötigt, um die Bhikkhuni-Ordinationen zu vervollständigen. Die Frage, die hier zu klären ist, ist die, ob die Aussage des Buddha —, dass Frauen zu erst von den Bhikkhunis, und wenn sie als "rein" in dieser Hinsicht angesehen sind, dann von den Bhikkhus ordiniert werden sollten —, eine Revision der ursprünglichen Regelung ist.
Um hierüber Klarheit zu erlangen, lassen Sie uns die zwei Erlaubnisse Seite an Seite vergleichen:

Die erste Erlaubnis (bevor es Bhikkhunis gab, das heißt, um eine Bhikkhuni-Sangha zu schaffen):
"Bhikkhus, ich erlaube den Bhikkhus, Ordination an Bhikkhunis zu erteilen."
Anujānāmi bhikkhave bhikkhūhi bhikkhuniyo upasampādetuṃ[5]

Die darauf folgende Erlaubnis (nachdem die Bhikkhuni-Sangha geschaffen war; die Einführung der Zweistufen-Ordinationsprozedur):

"Bhikkhus, ich erlaube einer Frau, die um Ordination bittet, die in einer Gemeinschaft ordiniert wurde — die rein in Bezug auf die Bhikkhuni-Sangha ist — in der Bhikkhu-Sangha ordiniert zu werden."
Anujānāmi bhikkhave ekato-upasampannāya bhikkhunīsaṅghe visuddhāya
bhikkhusaṅghe upasampādetuṃ.[6]

(Abgesehen davon, dass weibliche Kandidaten eingangs eine Ordination mit der Bhikkhuni-Sangha abschließen, verlangte der Buddha, dass sie "rein" sein müssen, das heißt, dass ihre persönlichen Attribute durch die Bhikkhunis verifiziert wurden, bevor sie von den Bhikkhus ordiniert werden können.)
Ist diese zweite Erlaubnis eine formale Revision der ersten? Lassen Sie mich diese Frage für das Erste beiseite legen, und wir werden später darauf zurück kommen. Lassen Sie mich wiederholen, dass neben dem Schlüsselprinzip in der Vinaya, nach Kooperation, Harmonie und Eintracht zu streben, jegliche Entscheidungen über formale Akte der monastischen Sangha im Geiste von Offenheit und dem Willen zum allgemeinen Wohl getroffen werden sollten — nicht, um einen Schritt voraus zu sein oder ein Argument zu gewinnen.



Rückkehr zu der ursprünglichen Erlaubnis für Bhikkhus, alleinige Ordination an Bhikkhunis zu erteilen
Um gründlich zu sein, lassen Sie uns erforschen, was es für Effekte mit sich brächte, wenn man interpretierte, dass der Buddha nicht im Speziellen die Erlaubnis für Bhikkhus widerrief, Bhikkhnis zu ordinieren, und es daher immer noch möglich für Bhikkhus sei, diese Ordinationen durchzuführen, ohne die Teilnahme einer Bhikkhuni-Sangha.
Zunächst könnte dies Verwirrung unter der Laiengemeinschaft hervorrufen. Selbst wenn der Buddha nicht formell die ursprüngliche Erlaubnis widerrufen hat, werden sie sich fragen, ob nicht diese zwei Regelungen vom Buddha einander gegenseitig widersprechen. Die erste Regelung erlaubte es den Bhikkhus, die Bhikkhuni-Ordinationen selbst durchzuführen; die zweite Regelung besagt, dass die weiblichen Kandidaten zunächst als rein durch die Bhikkhuni-Sangha anerkannt sein müssen, bevor sie von den Bhikkhus ordiniert werden. Beduetet dies, dass beide Prozeduren gültig sind?
Wenn man interpretiert, dass die erste Prozedur nicht widerrufen wurde, und dass es daher möglich ist, zwischen den beiden Prozeduren zu wählen, stößt man auf die folgenden Probleme:
Wenn man fragt, welche dieser beiden Prozeduren einfachere ist, ist es offensichtlich, dass es einfacher ist, von der Bhikkhu-Sangha allein ordiniert zu werden. Zum Beispiel ist es einfacher, Bhikkhus zu finden, als Bhikkhunis zu finden. Wenn man die Wahl hat, wer wird sich der Zweistufenprozedur unterwerfen wollen?
Hier werden die Dinge schon verwirrend und unordentlich, weil jedes Individuum einfach wählen wird, welche Prozedur einfacher oder bequemer ist.
Wenn beide Prozeduren gültig sind, wird es zwei Arten von Bhikkhunis geben: jene, die von einer einzelnen Sangha ordiniert wurden und jene, die von beiden Sanghas ordiniert wurden. Wird dies nicht allerlei Arten von Verwirrung hervorrufen? Es wird keinen gemeinsamen Standard geben.
Darüberhinaus wird es einen Konflikt mit der Vinaya selbst geben. Wie zuvor erwähnt, als später folgende Übungsregeln für die Bhikkhunis erlassen wurden, enthielten diese Regelungen die formale Definition einer Bhikkhuni als "eine Frau, die von beiden Sanghas ordiniert wurde." Diese Definition wird die gesamte Vinaya hindurch vorgefunden, und sie wird mit Ordinationen in Konflikt stehen, die von der Bhikkhu-Sangha allein durchgeführt wurden.
Lassen Sie uns sehen, was passieren wird, wenn man schließt, dass beide dieser Prozeduren immer noch gültig sind:
In der Zeit Buddhas ist es klar, dass es beide Arten von Bhikkhunis gab, aber es gab ein klares System im Einklang mit chronologischen Ereignissen und Umständen. Es gab die erste Gruppe von Bhikkhunis, die von der Bhikkhu-Sangha allein ordiniert worden war, und es gab jene Bhikkhunis, die später ordiniert wurden, die von beiden Gemeinschaften ordiniert wurden. Diese zwei Generationen von Bhikkhunis waren klar voneinander unterschieden. Es gibt keine Beispiele von späteren Bhikkhunis, die vor die Wahl für eine Prozedur im Vorzug gegenüber einer anderen gestellt waren. Es herrschte klare Gleichförmigkeit.
Lassen Sie uns vermuten, wie die Dinge weiter gehen würden, wenn man den Schluss zöge, dass Buddhas ursprüngliche Erlaubnis nicht annulliert wurde. Man wird daher im Einklang mit dieser ursprünglichen Erlaubnis handeln, ohne die Beteiligung von Bhikkhunis zu benötigen, wie in der zweiten Prozedur verlangt, da man wünscht, eine Bhikkhuni-Sangha wiederherzustellen zu einer Zeit, wo keine Bhikkhunis existieren.
Wenn man dies durchgehen lässt, wird es Bhikkhunis geben, die allein von den Bhikkhus ordiniert wurden. Die Frage, die man sich stellen muss, ist, ob in darauf folgenden Ordinationen diese erste Gruppe von Bhikkhunis dann an Ordinationsprozeduren entsprechend der Zweistufenregelung teilnehmen wird, wie sie in der Vinaya vorgeschrieben ist. Oder werden Ordinationen fortsetzen, nur von Bhikkhus durchgeführt zu werden?
Hier werden beide Alternativen auf Schwierigkeiten stoßen:
Wenn die Bhikkhus damit fortsetzen, allein Ordinierungen durchzuführen, wäre dies gleichbedeutend damit, dass die Bhikkhus die Kontrolle über die Ordinationsprozedur übernehmen und die Rolle der Bhikkhunis in Ordinationen würde damit obsolet.
Es wird sicherlich Leute geben, die hierauf antworten würden, dass sie es nicht in dieser Weise wollen, weil die Ordination von Bhikkhunis durch Bhikkhus hier einfach nur dazu da ist, den Bhikkhuni-Orden wiederherzustellen — es wäre ein einmaliges Ereignis, beschränkt auf diesen historischen Zeitpunkt. Von diesem Zeitpunkt an sollten die Bhikkhuni-Ordinationen entsprechend der Vorschriften vom Buddha fortgeführt werden, dass beide Sanghas die Ordinationen durchführen.
Erinnern Sie sich, dass zu diesem Zeitpunkt der Buddha nicht mehr am Leben ist, aber hier sind wir und gedenken, die Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen über die Regelungen des Buddha in Bezug auf die Vinaya. Indem wir das tun, müssen wir uns fragen, ob wir diese Aufgabe handhaben können — werden wir in der Lage sein, zu schlüssigen Entscheidungen und Übereinkünften zu gelangen, und werden wir willens sein, einander zuzuhören?
Der Vorschlag ist, zeitweilig die Regel aufzuheben, dass Bhikkhunis von beiden Sanghas ordiniert werden müssen. Statt dessen würde man die ursprüngliche Erlaubnis des Buddha zur Anwendung kommen lassen, den Bhikkhus die alleinige Ordination zu ermöglichen, um den Bhikkhuni-Orden wiederzubeleben, aber nur in Bezug auf die ersten Gruppe oder Generation von Bhikkhunis. Von diesem Zeitpunkt an muss jede Frau, die wünscht, die Bhikkuni-Ordination auf sich zu nehmen, zuerst von dieser neu geschaffenen Bhikkhuni-Sangha ordiniert werden, entsprechend den Vorschrift des Buddha, dass die Ordination durch beide Sanghas durchgeführt werden muss.
Es ist dann möglich, dass eine andere Gruppe von Frauen, die von einer bestimmten Gruppe von Bhikkhus unterstützt wird, sagen wird: "Ihr selbst erkennt an, dass diese ursprüngliche Erlaubnis vom Buddha nicht annulliert wurde. Wir sind nicht daran interessiert, von dieser neuerlich geschaffenen Bhikkhuni-Sangha ordiniert zu werden. Wir beantragen, die Regelung des Buddha, dass Frauen in beiden Sanghas ordiniert werden müssen, bis auf weiteres aufzuheben." Diese Frauen nehmen dann Ordination bei einer anderen Gruppe von Mönchen und sie behaupten, eine echter neuer Orden von Bhikkhunis zu sein, oder wenigstens separieren sie sich von den anderen Nonnen.
Als Konsequenz daraus werden alle Arten von Problemen auftreten. Zuallererst werden die Bhikkhus in verschiedene Fraktionen fallen. Und die Frauen, die als Bhikkhunis ordiniert werden, könnten sich auch in verschiedene Gruppen spalten, ohne dass es irgendeine einigende Kontrolle gibt. (Es ist auch möglich, dass im Resultat Mönche und Nonnen versuchen werden, dann weitere vom Buddha erlassene Regeln vorübergehend aufzuheben.)
Aus der Perspektive von Rechten, wenn die Bhikkhus jetzt die alleinige Ordination an Bhikkhunis erteilten, wäre dies gleichbedeutend damit, ein Recht auszurufen, dass den Bhikkhunis gehört. Wenn die Bhikkhus darauf eingehen und dieses Recht einfordern, könnten einige von ihnen Gründe hervorbringen, warum Einzel-Sangha-Ordinationen fortgesetzt werden sollten. Sie würden sich dann ein Recht aneignen, das den Bhikkhunis gehört. In letzter Konsequenz allerdings ist das Fortfahren mit Einzel-Sangha-Ordinationen ein Akt der Übernahme von Verantwortung und Entscheidungsgewalt über Regelungen, die der Buddha erlassen hat.
Wenn solche Ordinationen beispielsweise in Thailand stattfänden, gäbe es, abgesehen davon, dass die monastische Sangha in verschiedene Fraktionen zerfällt, zwei verschiedene Bhikkhuni-Sanghas: eine Gruppe von Bhikkhunis, die von Bhikkhus allein ordiniert wruden, und eine andere Gruppe, die von beiden Sanghas ordiniert wurden.
Wenn eine Gruppe von Frauen Bhikkhuni-Ordination in Thailand auf sich nehmen würde, würden sie sicherlich nicht wollen, dass spätere Gruppen von Bhikkhunis allein von Bhikkhus ordiniert werden, richtig? Aber wer wäre in der Lage, dies zu kontrollieren? Es ist möglich, dass spätere Generationen von Frauen einfach mit diesen Einzelsangha-Ordinationen fortfahren — es gäbe keinen Weg, die Angelegenheit einvernehmlich zu beschließen.
Abgesehen davon, dass es zwei Arten von Bhikkhunis gäbe — jene, die von einer einzelnen Sangha ordiniert wurden, und jene, die von beiden Sanghas ordiniert wurden — würde außerdem eine unkontrollierbare Situation der Fraktionsbildung eintreten. Wenn die Dinge nicht in Chaos versänken, würde es zumindest einen Mangel an Stabilität in der Sangha geben.
Wir wünschen von der monastischen Sangha, dass sie stabil, einig und harmonisch ist, sowohl die Bhikkhu-Sangha, die bestehen bleibt, wie auch eine mögliche zukünftige Bhikkhuni-Sangha. Wenn der Bhikkhuni-Orden wiederhergestellt werden soll, sollte dies auf einer soliden und sicheren Grundlage geschehen, so dass wir zuverlässig sein können, dass dieser gut integriert sein und für lange Zeit bestehen wird.
Wir müssen erwägen, wie wir diesen Problemen vorbeugen und sie lösen. Wir erkennen an, dass die Dinge, wie sie stehen, immer noch Fehler und Schattenseiten haben. Aber wir sollten nicht hastig darin sein, dass Dinge in einer bestimmten Art und Weise sein sollten. Vielleicht müssen wir zunächst gefestigt bleiben und geduldig sein. Wir sollten untersuchen, ob unsere Vorschläge Problemen Vorschub leisten. Wir müssen über die Vorteile und Nachteile für jene Frauen nachdenken, die wünschen, ordiniert zu werden, und auch für die generelle buddhistische Gemeinschaft.
Die Lehren in Bezug auf Ordination sind entscheidend, weil jene Frauen, die wünschen, ordiniert zu werden, die Prozedur vollständig wissen wollen. Vielleicht ist das nicht wahr für jeden, aber ich verstehe, dass eine bedeutende Anzahl weiblicher Kandidaten die Ordinationsprozedur als rein im Lichte der Vinaya wissen wollen. Sie suchen nicht einfach nach Ordination mit allen möglichen Mitteln. Daher muss man zuerst die Dinge klar in Bezug auf die formellen Lehren diskutieren.
Wenn sie fühlen, dass die Ordination klarerweise gültig war, werden sie zuversichtlich und erleichtert sein. Aber wenn sie, da sie ordiniert sind, Fehler und Defekte in der Ordinationsprozedur sehen, werden sie sich nicht erfreut und erleichtert fühlen. Da dies eine religiöse Angelegenheit ist, erfordert sie einen Sinn von Reinheit und Vollständigkeit. Es ist aus diesem Grund, dass wir Zeit damit verbringen, die formalen Lehren mit Klarheit zu diskutieren, so dass wir erkennen können, was möglich ist, was nicht möglich ist, und was der potentielle Schaden darin ist, in einer bestimmten Weise zu handeln.
Aus dem Blickwinkel des Verlangens ist es klar, dass wir wollen, dass Frauen in der Lage sind, als Entsagende ordiniert zu werden oder in der größtmöglichen Weise von den buddhistischen Lehren zu profitieren. Da die formalen Lehren von dieser Art sind, was werden wir tun? Unter Berücksichtigung der formalen Lehren, was sind die Konsequenzen — positiv und negativ — der verschiedenen Alternativen? Sollten wir Buddhas Vorschriften dem Buchstaben nach folgen, oder sollten wir Anpassungen machen?
Ich denke, es ist das beste, dass diese Überlegungen von der kollektiven monastischen Gemeinschaft ergründet werden. Die Entscheidung sollte nicht von irgendeinem einzelnen Individuum gefällt werden. Ich möchte  nicht verschiedenste Fraktionen darüber streiten sehen, was sie für das richtige halten. Es ist wichtig, dass wir damit beginnen, uns klar über die allgemein anerkannten formalen Lehren zu werden. Dann können wir eine Entscheidung darüber treffen, ob es daran ist, den Regelungen in der Vinaya zu folgen oder nicht. Die Entscheidungsfindung ist das nächste Stadium. So werden die Dinge in guter Weise voranschreiten.
Khun Martin, haben Sie irgendwelche weiteren Fragen über die formellen Lehren? Aus dem, worüber wir bis hierhin gesprochen haben, ist es klar, dass, wenn Leute Entscheidungen über diese Dinge eigenwillig fällen, Probleme auftreten müssen?



Nach einem Weg voran Ausschau halten
Dr. Martin: Ja, das ist klar. So weit ich sehen kann, gibt es viele Leute, die glauben, dass Bhikkhunis notwendig sind oder eine große Hilfe wären, Buddhismus zu verbreiten oder die Dhamma-Praxis von Frauen im Allgemeinen zu unterstützen. Es gibt gelegentlich das Problem, dass Laienfrauen sich nicht trauen, spezielle Fragen direkt an Bhikkhus zu richten. Was Buddhismus als Ganzes angeht, könnte die Präsenz von Bhikkhunis eien enormen Nutzen haben. Ich würde gern wissen, wie Tahn Chao Khun Ajahn auf diese Punkte antworten würde.

Phra Payutto: Dies ist ein Problem in Bezug auf unser Verlangen — es ist kein Problem in Bezug auf die formellen Lehren. Soweit wie die formellen Lehren gehen, denke ich, dass wir diese Angelegenheiten ziemlich klar abgedeckt haben.
Was unser Verlangen betrifft, müssen wir eine Entscheidung treffen. Wenn die Dinge perfekt wären, hätten wir Bhikkhunis und eine vierfache Sangha wäre komplett. Frauen hätten dann größere Möglichkeiten.. Aber wenn wir schließen, dass Bhikkhuni-Ordinationen sich mit den formellen Lehren stoßen, was werden wir tun? Werden wir handeln, um zu erhalten, was wir begehren, sogar, wenn es bedeutet, in Bezug auf die Lehren im Unrecht zu sein, oder sind wir willens, unsere Begehren aufzugeben, um die formellen Lehren zu schützen? Dies ist eine weitere Sache, die zu bedenken ist. Wenn wir uns entscheiden, die Lehren zu schützen, dann ist es wahrscheinlich, dass unser Verlangen unerfüllt bleiben muss.
Es gibt noch weitere potentielle Probleme in Bezug auf die formellen Lehren. Zum Beispiel, wenn die Lehren mit unseren Begehrlichkeiten in Konflikt sind, wir jedoch diese Situation nicht akzeptieren wollen und uns entscheiden, die Regeln zu ändern, wird diese Umgehung oder Veränderung erfolgreich sein? Aber lassen Sie uns diese Frage fürs erste beiseite legen.
Lassen Sie uns die Vorteile betrachten. Wenn es eine Bhikkhuni-Sangha gäbe, wäre dies hilfreich. Dies ist ersichtlich, wenn man sich die Geschichte zur Zeit des Buddha ansieht, als ein Bhikkhuni-Orden gegründet wurde, um Frauen zu unterstützen. Viele Leute profitierten von diesen Nonnen. Das ist die Betrachtung der Situation von einer positiven Seite. Aber hier ist die Sache kompliziert — wir sollten uns ihr mit Verständnis nähern.
Wenn wir in Länge über dieses Thema reden, ist es wichtig, nicht die Probleme durcheinander zu bringen. Die Frage hier ist nicht, ob es möglich ist, Bhikkhunis zu ordinieren. Wenn das die Frage wäre, dann wäre die Antwort einfach: "Ja, es ist möglich" — das heißt, es ist möglich, als Mahayana-Bhikkhuni ordiniert zu werden. Das Problem, dem wir gegenüberstehen ist, ob es möglich ist, den Theravada-Bhikkhuni-Orden wiederherzustellen. Es ist wichtig, die spezifischen Probleme zu verstehen und zu unterscheiden. Da sind existierende Möglichkeiten für Frauen, das heilige Leben zu leben — sie haben einige Optionen.
Lassen Sie uns zurück gehen zur ursprünglichen Frage.

Dr. Martin: Ja, ich fragte nach den potentiellen Nutzen von Bhikkhunis, die das Dhamma verbreiten und die Dhamma-Praxis unterstützen.

Phra Payutto: Es ist sicher, dass, wenn es eine Bhikkhuni-Sangha gäbe, die Nutzen und Möglichkeiten für Frauen und von Frauen sich vergrößern würden. Hier untersuchen wir, ob unsere Wünsche im Einklang mit den formellen Lehren sind — erlauben diese Lehren uns, unsere Wünsche zu erfüllen? Wenn sie es nicht tun, werden wir den Lehren Vorrang geben oder unseren Wünschen, und welche der beiden Optionen hat die geringsten Nachteile? Im Moment können wir nicht alles haben, was wir wollen, also erwägen wir, was für verfügbare Optionen da sind, die weniger Nachteile und größere Vorteile haben.
Es ist offensichtlich, dass es Vorteile darin gäbe, eine Bhikkhuni-Sangha zu haben. Aber die Frage hier ist, ob dies möglich ist oder ob solch eine Sangha geschaffen werden sollte. Dies steht in direkter Verbindung zum Konsens der weiteren monastischen Sangha, welche diese Sache ergründen muss. Können Sie bitte Ihre Frage noch einmal vortragen, so dass ich sehen kann, ob da noch andere Punkte zu addressieren sind?

Dr. Martin: Es gibt viele Leute, die glauben, dass Bhikkhunis notwendig sind oder sehr hilfreich dafür wären, Buddhismus zu verbreiten und die Dhamma-Praxis zu unterstützen, insbesondere die von Frauen. Es gibt gelegentlich das Problem, dass Laienfrauen sich nicht trauen, spezielle Fragen direkt an Bhikkhus zu richten.

Phra Payutto: Dasselbe traf zu zu Zeiten Buddhas. Ich denke nicht, dass ich mehr über diese Frage sagen muss. Der Beweggrund zur Schaffung eines Bhikkhuni-Ordens wäre, unsere Ziele und Wünsche zu erfüllen. Dies ist klar. Offensichtlich wäre es gut, Bhikkhunis zu haben — wir hätten gern Bhikkhunis wegen der Nutzen, die sie herbeiführen könnten. Aber wir müssen zu den formellen Lehren zurückkehren, um zu sehen, ob sie solche Ordinationen erlauben. Aber je mehr wir hierüber reden, umso mehr stecken wir fest in immer den gleichen Punkten. Die Lösung zu diesem Problem liegt bei anderen Optionen. Wer weiß, manche dieser Alternativen könnten sich sogar als der beste Weg voran herausstellen.

Dr. Martin: Dies könnte mit der nächsten Frage in Zusammenhang stehen. Tahn Chao Khun Ajahn hat in der Vergangenheit gesagt, dass Mädchen in der Lage sind, als junge (warum nicht alte?), in weiße Roben gekleidete Nonnen (Mae-Chi) ordiniert zu werden, und dass es möglich ist, eine neue Institution für jene Frauen zu schaffen, die wünschen, ein Leben der Entsagung zu führen. Können Sie hierüber aufklären? Was für Methoden oder Formen könnten Sie für Frauen ersinnen, so dass diese eine Institution oder eine Umgebung haben, die am vorteilhaftesten für ihre Dhamma-Praxis ist? Es ist wichtig, dass solch eine Institution teil der Theravada-Tradition sein sollte, und dass es den Laien das Gefühl gibt, dass diese neue Art von "Bhikkhunis" ein Feld der Verdienste ähnlich den heutigen Bhikkhus und den Bhikkhunis im Tipitaka sind. Ist es möglich für Sie, ein solches System in konkreter Weise zu beschreiben?

Phra Payutto: Hier können wir Beispiele aus der Vergangenheit heranziehen. Im Fall dass die formellen Lehren unseren Wünschen keine Herberge liefern, was können wir tun, das nicht eine Veränderung oder Überwerfung mit den Lehren mit sich zieht? Was sind unsere verschiedenen Optionen, das zu erhalten, was wir suchen?
Ich habe früher schon angedeutet, dass Buddhisten in der Vergangenheit diesem selben Problem begegnet sind, und dass sie den Mae-Chi-Orden als eine Lösung schufen. Es gibt keine historischen Erwähnungen von einem Bhikkhuni-Orden, der in Thailand existierte. Das nächste, was dazu existiert, ist eine Legende, die die Zeit beschreibt, zu der der Ehrw. Sona und der Ehrw. Uttara zum ersten Mal nach Suvarnabhumi kamen. Der Legende zufolge trieb zu der Zeit ein schrecklicher kinderfressender Yakkha[7] sein Unwesen im Land, und diese zwei Mönche waren in der Lage, ihn zu bezwingen. Die Leute entwickelten daher großes Vertrauen in den Buddhismus, und Tausende von ihnen, sowohl Männer als auch Frauen, zogen als Entsagende fort. Es gibt allerdings keine Spur eines Bhikkhuni-Ordens, der in Suvarnabhumi oder in Thailand existierte.
Wenn wir akzeptieren, dass Bhikkhuni-Ordinationen in Konflikt mit den formellen Lehren stehen, welche wir nicht verändern wollen, was sind die Alternativen, da wir wollen, dass Frauen den größtmöglichen Nutzen aus der buddhistischen Tradition ziehen? Thai-Buddhisten in der Vergangenheit standen vermutlich derselben Frage gegenüber und schufen daher den Mae-Chi-Orden.
Die Geschichte des Mae-Chi-Ordens ist nicht klar, obwohl es Erwähnungen aus jüngeren Zeiten davon gibt, dass die Reputation der Mae-Chis sehr in Mitleidenschaft gezogen war. Aber vergessen Sie nicht, dass die Geschichte des Bhikkhu-Ordens voller Korruption ist — die Geschichte ist ziemlich schmutzig auf beiden Seiten, bis zu dem Punkt, dass es viele Geschichten von Mönchen und Mae-Chis gegeben hat, die sich miteinander vergingen. Aus einer Perspektive kann dies eine nützliche Erinnerung sein, dass, wenn kein strenges System vorliegt, welches das Verhältnis zwischen Mönchen und Nonnen reguliert, Dinge außer Rand und Band geraten.
Das historische Wachstum und der Niedergang des Mae-Chi-Ordens ist unklar, aber seine Schaffung muss gut beabsichtigt gewesen sein, mit einem Wunsch, einen Lebensweg für Frauen, basierend auf Prinzipien des Rückzugs und der Entsagung zu etablieren. Wir können nicht den Status der Mae-Chi zu dem Zeitpunkt bestimmen, als diese Institution zuerst geschaffen wurde, und wissen nicht, zu welchem Ausmaß Mae-Chis verehrt wurden. Aber zuallermindest ist dies ein Beispiel aus der Vergangenheit, wo die Leute nach einer gangbaren Lösung für weibliche Entsagende suchten.
Angenommen, der Mae-Chi-Orden war eine Lösung, die Menschen in der Vergangenheit wählten, sollten wir diesen Orden verjüngen oder ernsthaft unterstützen? Oder stehen wir der Behinderung gegenüber, dass der Zustand dieses Ordens, wie er heute noch erhalten ist, zu sehr degeneriert ist? Wenn ja, dann können wir eine neue Institution schaffen, etwas, was schon vorher in Thailand versucht wurde. An manchen Orten wurden Frauen ordiniert und tragen die okerfarbene Robe. Sie werden sīlacārinī genannt, was bedeutet "Frauen, die Tugend praktizieren", oder "Frauen, die moralische Prinzipien einhalten". Dies ist ein Versuch, eine Lösung zu finden. Die Versuche allerdings waren unregelmäßig, gemacht von bestimmten Individuen oder Klöstern. Die weitere kollektive Sangha muss diese Sache noch besinnen. Wenn diese Sache von der weiteren Sangha in Betracht gezogen wird, ist es möglich, ein neues System zu schaffen, eine neue Institution oder Organisation für Frauen?
Nah beim Thema, im Amaravati-Kloster nahe London, welches Teil der Luang-Por-Chah-Linie ist, hat sich die Gemeinschaft eine Lösung einfallen lassen. Ich weiß nicht, wie weit sich dies entwickelt hat, aber es ist kein Bhikkhuni-Orden.

Dr. Martin: Ich war letztes Jahr im Amaravati-Kloster. Meiner Ansicht nach sind die Nonnen ähnlich den Bhikkunis. Sie tragen braune Robe, tragen eine äußere Robe (saṅghāṭī), und chanten zusammen mit den Mönchen in der Uposatha-Halle. Wenn man dem Chanting zuhört, hört man sowohl männliche als auch weibliche Stimmen. Bei den Mahlzeiten wird das Essen zuerst den Bhikkhus angeboten, dann den Nonnen, welche Sīladharā[8] genannt werden, und als drittes in der Reihe kommen die männlichen Novizen (sāmaṇera). Als ich mich in Amaravati aufhielt, waren die Sīladharā für mich wie Bhikkhunis, nur mit einem anderen Namen. Man kann aufgrund der äußeren Erscheinung nicht erkennen, dass sie keine Bhikkhunis sind. Und soweit ich verstehe, haben sie einen neuen Kodex der Übung zusammengeschrieben, welcher "Sīladharā Vinaya Training" genannt wird und auf den zehn Tugendregeln, den fünfundsiebzig Trainingsregeln (sekhiya-vatta) und der Bhikkhuni-Pāṭimokkha basiert. Sie benutzen nicht alle diese Regeln aber folgen diesem Prinzip. Soweit ich verstehe, ist dieser Kodex noch nicht komplett, aber im Sīladharā Vinaya Training erklären sie, welche Trainingsregeln und Observanzen sie befolgen.[9]

Phra Payutto: Dies ist ein gutes Beispiel. Die Siladhara akzeptieren, dass sie nicht als Bhikkhunis ordiniert wurden. Tahn Chao Khun Rājasumedhācariya (Ajahn Sumedho) hat daher gesagt, dass diese Gemeinschaft keine Bhikkhunis hat, aber um eine Möglichkeit für Frauen bereit zu stellen, fand er eine Lösung in der Schaffung der Organisation der Sīladharā. Ich denke, dies ist angemessen und beispielhaft.
Nachdem man einen solchen Orden geschaffen hat, kann man dann die Möglichkeiten betrachten, die die Vinaya bereitstellt. Dies ist ein Beispiel eines Konsens, der in einer bestimmten monastischen Gemeinschaft getroffen wurde, aber der Konsens wurde nicht auf einer globalen Ebene herbeigeführt, von allen Theravada-Gemeinschaften in der Welt. Wie dem aber auch sei, wenn die gesamte Thai-Theravada-Linie darin überein käme, solch ein System für die Ordination von Frauen einzuführen, könnte Amaravati als ein Prototyp dienen.
Obwohl ich nicht sicher bin, ob ich mich richtig erinnere, kam ich, stieß ich, glaube ich, einmal auf einen Artikel von Tahn Chao Khun Rājasumedhācariya, in welchem er beschreibt, wie sich die Nonnen in Amaravati wohlfühlen. Sie akzeptieren, dass sie nicht vollständig als Original-Bhikkhunis ordiniert werden können, aber sie sind zufrieden. Es ist, als ob ein Nonnenorder wieder ins Leben gerufen wurde, soweit gegenwärtige Umstände es erlauben, eine Entscheidung, die von der monastischen Gemeinschaft befürwortet wurde.
Aus einem Blickwinkel sind die Dinge eingeschränkt und nicht hundertprozentig perfekt, aber aus einem anderen ist da eine Gelegenheit, denn wenn Frauen voll als Bhikkhunis ordiniert werden (im vollständigen Sinn) müssen sie sich vollständig an die Bhikkhuni-Pāṭimokkha halten. Sobald man allerdings einen Orden wie die Siladhara ins Leben ruft, braucht man diese Trainingsregeln oder Vorschriften nicht aufzunehmen, die extrem schwierig oder nahezu unmöglich für gegenwärtige Frauen zu befolgen sind. Die eigenen Möglichkeiten sind dadurch verbessert. Man ist in der Lage, sich eine Disziplin zu wählen und Ordensregeln auszusuchen, welche passend für moderne Erfordernisse sind und nützlich bis zu diesem Tag. Obwohl man etwas verliert, gewinnt man auch etwas. Dies ist eine Option.
Dies ist ein Beispiel, eine Alternative, welcher konkrete Form gegeben wurde. Was andere Optionen angeht, können wir diese zu einer anderen Zeit besprechen. Soweit solche Angelegenheiten den Dalai Lama betreffen, wie haben sich die Dinge entwickelt?

Dr. Martin: Soweit ich weiß gab es eine dreitägige Konferenz.[10] Am letzten Tag sagte der Dalai Lama, dass er kein Buddha ist und daher nichts eigenmächtig tun kann.[10] Er sagte allerdings, dass die Sangha als Ganzes Entscheidungen treffen und Revisionen machen kann.

Phra Payutto: In unserem Fall würde ich unsere Handlungen nicht als Revisionen ansehen, sondern eher, dass wir die Möglichkeit haben, eine neue Institution von Nonnen zu schaffen. Ich würde diese Nonnen nicht Bhikkhunis nennen, denn Bhikkhunis sind an die Regulationen gebunden, die vom Buddha erlassen wurden. Wir verändern oder modifizieren nicht den Bhikkhuni-Orden, sondern statt dessen können wir eine neue Form schaffen, mit dem Ziel, eine optimale Gelegenheit für Frauen zu bieten.

Dr. Martin: Angesichts der Lage der Thai-Gesellschaft heute, was denken Sie, sind die Chancen für die Schaffung einer solchen Institution?

Phra Payutto: Ich bin nicht sicher, weil wir diesen Prozess noch nicht begonnen haben. Die Einstellungen der Menschen sind nicht die gleichen wie sie es einmal waren. Dasselbe gilt für das Verständnis und die Bereitwilligkeit der Leute.
Die meisten Leute heut zu Tage haben nicht das Verständnis für Angelegenheiten betreffend Bhikkhus und Bhikkhunis. Es gibt da viel Verwirrung. Dieser Mangel an Verständnis führt zu divergierenden Meinungen. Oft basieren die Ideen der Leute einfach auf Hörensagen. Wenn wir eine neue Institution ins Leben rufen würden, würde dies ein großes Maß an Erklärung erfordern.
Man muss das Wissen und die Perspektiven der Leute auf Grundlage richtigen Verständnisses verbessern.
Es sind einige Prinzipien nötig, welche die Leute verstehen müssen. Wenn die Sangha zu einem Konsens käme, wäre es nötig, Zeit damit zu verbringen, mit dem Laienvolk zu sprechen. Die Laien sind mit dem gegenwärtigen System vertraut und haben bestimmte Bräuche. Wenn etwas neues ins Leben gerufen wird, haben manche Leute Schwierigkeiten, es zu akzeptieren. Aber Thai-Leute sind ziemlich anpassungsfähig und nehmen neue Dinge leicht an. Manchmal erscheint es schwer in der Theorie, aber wenn es darauf ankommt, sind die Veränderungen nicht zu schwierig. Es ist unsicher.

Dr. Martin: Aus meiner Erfahrung sind manche Mae-Chi wohlrespektiert. Manche Leute sagen, dass es nichts ausmacht, ob man ein Mönch oder eine Nonne ist — man kann Dhamma in beiden Umständen praktizieren. Das Problem ist, dass Mönche überall in Thailand hingehen können und es ihnen niemals an Nahrung mangeln wird; die Leute werden ihnen alle nötigen Requisiten darbieten. Aber im Bezug auf eine Mae-Chi, wenn sie nicht irgendeine Art von Bekanntheit erworben hat, mag diese finden, dass niemand sich für sie interessiert. Mönche auf der anderen Seite erben institutionelles Charisma. Es ist nicht notwendig für jemanden, zu fragen, wo sie wohnen oder mit wem sie ordiniert wurden. Die Mae-Chis dagegen müssen sich mit solchen Fragen wie "Wer bist du?" und "Wo wurdest du ordiniert?" auseinandersetzen. Wenn die Laien mit ihren Antworten nicht vertraut sind, könnten sie jede mögliche Unterstützung erhalten. Ein weiteres Beispiel ist das Einsteigen in einen Bus — manchmal werden den Nonnen spezielle Sitzplätze gegeben, manchmal nicht; manchmal müsssen sie bezahlen, manchmal nicht.

Phra Payutto: Dies ist auch eine Sache von Veränderungen, die sich mit der Zeit ergeben, insoweit dass der ursprüngliche Status der Mae-Chi nicht erhalten blieb. Der Status des Mae-Chi-Ordens ist gesunken bis zu dem Punkt, dass manche der Nonnen auf die Straßen hinaus gehen, um zu betteln. Es gab auch eine Zeit, wo die Leute die Mae-Chi als Frauen mit gebrochenem Herzen ansahen. Es ist notwendig, einen Standard für Nonnen wiederherzustellen und aufrecht zu erahalten. Die weitere Gesellschaft ist dafür verantwortlich. Mit dem Mangel an sozialen Beschränkungen lassen sich manche nur als Mae-Chi ordinieren, um einen Lebensunterhalt zu verdienen, welches der Institution weiteren Schaden verursacht. Als Konsequenz daraus geraten sowohl der Buddhismus als auch die Thai-Gesellschaft in Verfall.
Dies ist das Gleiche mit den Mönchen. Wenn die Mönche sich falsch verhalten, geraten Dinge aus dem Ruder; wenn Mönche sich schlecht verhalten, sinkt die gesamte Institution in Ansehen und moralischem Stand und die Laien werden kritisch und zynisch. Die Mönche können ebenso verkommen, genauso wie sie gedeihen können.
Der Status der Mae-Chi ist nicht das primäre Problem, da es von dem Verhalten der Nonnen in dieser Institution bestimmt wird. Eine gute Grundlage existiert. Wenn wir zu einer Übereinkunft kommen und ein gutes System der Praxis einrichten können, und wenn ehrliche, ernsthafte Leute hervor kommen, um ordiniert zu werden, wird sich die Institution von selbst verbessern. Die Wiederherstellung dieses Ordens sollte nicht auf Status abzielen, sondern eher auf Qualität: darauf, gutes Training und gute Praxis zu implementieren, und sowohl dem Individuum als auch der Gesellschaft zum Wohl und Vorteil zu sein. Der verbesserte Status der Nonnen wird sich daraus natürlich ergeben. Die entscheidenden Punkte sind, das Dhamma gut zu kennen, einen Kodex der Disziplin zu haben, Stabilität zu haben und nicht vom Pfad Buddhas abzuweichen.

Dr. Martin: Aus meinen jüngsten Forschungen sehe ich, dass es positive Verbesserungen gibt. Ein Beispiel ist Mae Chi Kaew Sianglam (aus dem Bezirk Kham Cha-i in der Provinz Mukdahan), die ein beispiel für Frauen ist und der weitläufig nachgesagt wird, ein Arahant gewesen zu sein. Und in der Provinz Ratchaburi gibt es eine wachsende Zahl von Nonnenklöstern, welche von den Mönchen unabhängig sind und wo die Nonnen auf Almosenrunde gehen und Einladungen zum Chanting annehmen. In Nakhon Ratchasima gibt es ein Kolleg für Nonnen, genannt Mahapjapati Buddhist College. Dies zeigt, dass es positive Entwicklungen gibt. Mae Chi Sansanee ist auch ein gutes Beispiel für viele Frauen.

Phra Payutto: Es hängt vom Verhalten und der Praxis individueller Leute und Nonnenklöster ab. Selbst wenn eine Frau nicht als Nonne ordiniert ist und eine Hausfrau bleibt, wenn sie gut übt und Wissen entwickelt, wird sie weithin respektiert werden. Nehmen wir Indonesien als Beispiel, wo der Bhikkhu-Orden vor langer Zeit ausgestorben war. Sogar heute gibt es dort viele Orte, wo es keine Bhikkhus gibt. Ich habe die Tatsachen nicht im Detail studiert, aber von dem, was ich gehört habe, gehen die Laien in manchen Gegenden religiösen Pflichten nach, die ähnlich wie in der buddhistischen Mönchsgemeinschaft sind. Die Laienfrauen werden dort nicht weniger ernst genommen — sie praktizieren ernsthaft und sind hoch respektiert.
Der Buddha lobpreiste bestimmte Laienfrauen, wie man den Aufzeichnungen über die herausragenden Schüler entnehmen kann. In der buddhistischen Gemeinschaft gibt es noble, erwachte Wesen aus allen Lebenswegen und von beiderlei Geschlecht. Gelegentlich haben die erwachten Laienschüler größere spirituelle Verwirklichungen als die Bhikkhus, aber die äußere Form der Respekterweisung hält sich an den konventionellen Status des Individuums, zum Wohle der weiteren Gemeinschaft. In den Herzen der Menschen allerdings wird Respekt erwiesen entsprechend dem Maß der Verwirklichung und Reinheit des Geistes.
Nehmen wir zum Beispiel den Laienmann Citta, der ein Nichtwiederkehrender war und spirituell weiter entwickelt als viele der Bhikkhus. Er verbeugte sich vor den Mönchen und erwies ihnen Respekt, jedoch pflegte er ihnen bei Gelgenheit Dhamma zu erklären. Aus der Perspektive des Geistes, der spirituellen Verwirklichung, war der entscheidende Faktor daher nicht seine äußerliche Erscheinung oder konventionele Identität.
Laienleute sind auch fähig, die Frucht der Arahatschaft zu verwirklichen, obwohl traditionell angenommen wird, dass sie als Arahants dann als Entsagende fortziehen müssen. Es ist möglich, für die Verwirklichung der Arahantschaft als Laie zu üben. Es ist einfach so, dass die Umgebung nicht so vorteilhaft oder förderlich für die Praxis ist; es ist schwer, die Praxis als Laienperson aufrecht zu erhalten. Daher suchen sich Menschen das monastische Leben aus, weil die Lebensweise eines Mönchs oder einer Nonne und die Umgebung eines Klosters vorteilhaft für die Praxis sind. Ob man ein Mönch ist, eine Nonne, oder ein Laie, ist allerdings nicht von entscheidender Wichtigkeit.

Dr. Martin: Ich danke Ihnen so sehr — ich denke, das ist genug für heute.



Anmerkungen:

[1] Ein Interview mit Phra Payutto in Wat Nyanavesakawan am 28. August 2008; Teil 2 des Interviews "Die Ordination von Bhikkhunis" durch Dr. Martin Seeger.

[2] Vin. II. 256-7; anujānāmi bhikkhave bhikkhūhi bhikkhuniyo upasampādetuṃ.

[3] Vin. I. 56.

[4] [Das zweite Buch des Vinaya Piṭaka, einschließlich des Mahāvagga und des Cullavagga.]

[5] Vin. II. 257.

[6] Vin. II. 271.

[7] Eine Klasse nichtmenschlicher Wesen. Dieser Begriff kann übersetzt werden als "Geist", "Dämon", "Gottheit", "Oger", usw.

[8] [normalerweise ohne diakritische Zeichen geschrieben, als Siladhara]

[9] siehe Anhang

[10] Dies war eine internationale Konferenz über die Rolle von Frauen in der monastischen Gemeinschaft, welche in Hamburg, Deutschland im Jahr 2007 stattfand. Siehe Anhang: "Erster internationaler Kongress über die Rolle buddhistischer Frauen in der Sangha: Bhikshuni-Vinaya und Ordinationslinien"

[11] siehe den in der vorigen Fußnote erwähnten Anhang

Dhammañāṇa:

--- Quote ---Dr. Martin: Dies könnte mit der nächsten Frage in Zusammenhang stehen. Tahn Chao Khun Ajahn hat in der Vergangenheit gesagt, dass Mädchen in der Lage sind, als junge (warum nicht alte?), in weiße Roben gekleidete Nonnen (Mae-Chi) ordiniert zu werden, und dass es möglich ist, eine neue Institution für jene Frauen zu schaffen, die wünschen, ein Leben der Entsagung zu führen.
--- End quote ---

Ich denke für die Fragestellung ist es wichtig zu wissen, daß der Weg ins Kloster spezielle für ältere Leute ein ganz normaler und Traditioneller ist. Zumindest ist es heute noch am Land in SOAsien üblich. Es gibt jedoch so gut wie keine (nur sehr wenige) junge Frauen, die diesen Weg gehen, oder gehen können. Auch das Potenzial von Verwirrung für die doch meist nicht so gezügelten Männer, würde unmäßig steigen. Kurz gesagt, als junge Frau in ein Kloster zu gehen, wird meist mit dem selben Enden, denn die Veruntrübungen sind wirklich nicht weniger, wenn man in Roben steckt.

Wir kennen die Probleme aus den diversen Klöstern in der Mahayana Tradition, siehe Bhutan, Tibet... Es ist nicht einfach für eine Frau, und wenn es karmisch nicht passt, dann reift da immer gleich viel. Menschen sind nun mal wie Tiere, wenn sie nicht trainiert sind, und das ist etwas, das man im Westen nicht so leicht wahrhaben will, weil da die Befriedigung und der Nachschub zur Befriedigung der Lüste auf vielen Ebenen gegeben ist. Das ist nun mal anderes wenn da sonst nichts mehr ist (keine Unterhaltung und Ablenkung), außer der Kampf mit den Veruntrübungen.

Wenn heute eine Junge Frau in ein Kloster geht, dann endet es zu 95% entweder unschön, oder mit einem Mönch der sich entweihen lässt und dann eine Familie gründet und da es nur wenige Frauenkloster gibt, sind die Möglichkeiten für junge Frauen sehr gering, nicht davon zu sprechen, daß es immer weniger junge Frauen (natürlich auch Männer) gibt, die sich Regeln und Zurückhaltung unterziehen wollen. Jeder der Frauenbetriebe kennt, ob nun als Mann oder Frau, weiß was da los ist und das sie es noch viel schwerer haben was Eifersucht und andere Dinge betrifft. Jene, die vom Gegenteil sprechen haben keine keine Ahnung und sich noch nie in die frei Luft, wo der Wind weht begeben, sondern erdenken sich nur Dinge wie schön es wäre wenn.

Aus meiner Sicht unvorstellbar, junge Frauen in SOAsien, speziell dort wo Handy, TV und andere Phantasieanreger Einfluß genommen haben, in die Hauslosigkeit zu lassen. Die Leute haben keine Ahnung von was sie da sprechen, Misshandlung ist dort wo es keine anderen Wege der Befriedigung gibt (im Westen gibt es ja alle möglichen Wege der legalen Befriedigung) und die westliche Freizügigkeit gepriesen wird, ein Kavaliersdelikt und wenn die Frau nicht einmal unter einem Schutz steht, dann gibt es keinerlei Hemmung und Angst. Deshalb verheiratet man ja gewöhnlich seine Töchter, das sie unter Schutz stehen.

Deshalb die Frage speziell in Richtung junge Frauen. Für ältere Frauen ist es wie gesagt ganz normal und üblich ein Klösterliches Leben zu leben in Asien, auch wenn es dem männlichen meist untergeordnet ist. Manchmal gezwungen, manchmal aus Vernunft. Manchmal aus Habgier und manchmal aus Bescheidenheit. So vielfältig wie es nun mal citas gibt und durch Handlungen geprägt.

Aber auch zu den älteren "Nonnen" gibt es genügend Geschichten, wie das in Wahrheit so ist mit den Emotions und was sich in den Klöstern alles so tut. Bitte nicht generalisieren, aber auch nicht träumen.

 :-*

Dhammañāṇa:

--- Quote from: Moritz on October 07, 2013, 06:52:11 AM ---Vorwort des Übersetzers

Er setzt damit fort, die Wichtigkeit der gemeinschaftlichen Harmonie noch einmal hervorzuheben, und ermutigt uns, diese Angelegenheiten offen und in Einmütigkeit zu diskutieren, so dass wir zusammen zu Entscheidungen gelangen können.

--- End quote ---

Moritz:
Ich strebe im Moment nicht an, diese Übersetzung jemals zu vervollständigen, da es ein Thema ist, das mir nicht naheliegt und mich nicht viel angeht. Mag das niemanden bei Interesse davon abhalten, hierauf aufbauend fortzusetzen, auszubessern und vielleicht bis zu einem vollständigen Abschluss forzuführen.

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