A story, some 10 years ago, still not translated
In unserer Welt gibt es unzählige Menschen, die sich für die Armen einsetzen und mit ihrer Kraft versuchen das Leid hier zu verringern. Je mehr man sich mit dem Leiden auseinandersetzt und dabei achtsam bleibt, erkennt man die Zusammenhänge und merkt auch, dass vieles an Hilfe, objektiv betrachtet, nur zu einer Verschlimmerung der Lage führt. Vor einigen Wochen hatte ich einen grossartigen Lehrer, von diesem Lehrer möchte ich euch gerne erzählen.
Der Affe des Mönches
Es war ein sonniger Tag in dem buddhistischen Themenpark südlich von Phnom Penh. Ich machte wie so oft meinen Spaziergang durch die Anlagen. Die jungen Mönche waren wieder dabei das Grün, dass unaufhörlich wuchs, zurückzuschneiden. Nach einigen Tagen internsiven Versuchens, sie zu überzeugen, dass Pflanzen schön sind wie sie sind, und dem Anhalten von benzinbetriebenen Trimmern Abstand zu nehmen, hatte ich aufgegeben, sie aktiv zu beeinflussen.
Ich war wieder auf dem Weg zur Baustelle des Temples der "Lehrer Buddhas" wo ich Borisot, den Baumeister, gerne besuchte. Auf dem Weg lag die Küche des Klosters, in deren Nähe ein junger Affe an einer drei Meter langen Kette an einen Baum gebunden war. Der Affe wurde dem Abt zum Geschenk gemacht und fristet seither sein Leben innerhalb des runden Pfades den er mit der Zeit um den Baum getrampelt hatte. Die Novizen verbrachten oft Zeit mit ihm zu spielen oder ihn zu necken. Man kann sagen, dass sie sich gegenseitig nicht viel schenkten. Manchmal trug einer der kleinen Mönche einen Bluterguss von einem Biss davon, ein anderes Mal hatte der Affe Schnittwunden an der Hand, nachdem sie ihn mit einem Buschmesser geärgert hatten und er es greifen wollte.
Ich verbrachte immer ein paar Minuten am Rand seines Revieres. Am Boden sitzend beobachtete ich den kleinen Affen und versuchte mich mit ihn anzufreunden. Entgegen dem Verhalten gegenüber den Mönchen scheute er sich aber mir näher zu kommen. Nach einiger Zeit akzeptierte ich es und pflegte nur mehr dazusitzen, um ihn zu beobachten. Er verbrachte die meiste Zeit ob Regen oder Sonne an der Kette unter dem Baum. Wenn eine Mönch bemerkte, dass ich bei ihm saß, kam er dazu und brachte dem Affen etwas zu essen.
An diesem Tag hatten sie den Affen mitgenommen und in ihrer Nähe angekettet. Er durfte in den Wassergräben der Mangoplantage schwimmen und die jungen Mönche hatten Spass ihn zu beobachten wie er nach Essen tauchte. Ich setzte mich zu ihnen und plauderte mit einem der Mönche. Er erzählte mir von dem Affen, und das er ihm leid täte und ich fragte ihn warum sie ihn den nicht frei liessen. Er erzählte, dass er schon einmal weg war, aber Leute aus einem fernen Dorf wieder hergebracht hätten. Er meinte auch, dass er dem Abt gehöre und daher sehr gut für ihn sorgen müßten. Wenn er frei wäre, würde er nicht überleben. Ich ging dann wieder meiner Wege.
Jedes Mal wenn ich bei dem Affen saß, wünschte ich mir, dass er zu mir kommen würde, dann könnte ich ihn freilassen. Würde ich ihn fangen wollen, würde er sich fürchten und mich wahrscheinlich auch beissen.
Nach fast zwei Monaten Warten auf die Ankunft des Abtes war sein Erscheinen ernüchternd für uns. Wir wußten nun, dass wir nicht mehr erwünscht waren. Am Abend seiner Ankunft machte ich mich zur Küche des Klosters auf. Um sechs Uhr nahmen dort die Mönche ihren Tee mit Milch, die einzige Nahrung am Abend, nach einem arbeitsreichen Tag, ein. Ich erzählte einem Mönch, dass wir wieder aufbrechen würden und machte ihnen das Angebot, dass ich mich gerne noch etwas über das Dharma mit ihnen unterhalten würde, wenn es der Abt erlaube. Sein Gesichtsausdruck sagte mir, dass sie nicht kommen werden, und so drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zurück in unsere Unterkunft. Nach ein paar Meter kam ich an den Baum des Affen und warf ihm einen Blick zu. Irgend etwas war anders. Nach einer Sekunde steckte er mir den Arm entgegen und blickte dabei seitlich auf den Boden. Ich näherte mich und er fasste meine Hand, drückte sich an sie und biß sanft in die Krümmung zwischen Daumen und Zeigefinger. Dabei blickte er mir in die Augen. Es war ein berührender Moment. Mit meiner linken Hand streichelte ich ihn und öffnete seine Kette.
Als er merkte, daß er nicht mehr gefesselt war, setzte er sofort an wegzulaufen. Er blieb jedoch zwischen mir und dem Mönch stehen und sah in die Ferne. Der Mönch reichte ihm Essen entgegen, aber er schenkte ihm nur einen kurzen Blick. Ich freute mich und drehte mich um um weiter zu gehen. Nach ein paar Schritten spürte ich, dass sich der Affe um meinen Fuss geklammert hatte. Ich ging weiter als wäre da nichts. Der Mönch sagte laut zu den andern: "Seht, er bedankt sich!". Er biss mir zart in die Wade und lies dann von meinem Fuss los. Zwei Schritte später drehte ich mich noch kurz um. Der Affe sass auf dem Fusspfad blickte mir in die Augen und einen Moment später lief er davon. Mit einem Strahlen im Herzen ging ich in der Dämmerung weiter bis zu unserem Haus.
Der Affe hatte mir zwei sehr wichtige Dinge wieder verdeutlicht. Helfen ist nur dann möglich, wenn man einem vertraut. Nur wenn sich jemand vertrauensvoll an dich wendet, kannst du ihn auch erreichen, nur dann ist er offen für eine Änderung.
Die zweite Lektion hängt damit zusammen, dass er sicher wieder an der Kette endet. Jemand zuvor hat es sich zur Aufgabe gemacht ihm zu helfen und ihn zu versorgen. Dabei hat er übersehen, dass der Affe dadurch faul und ängstlich geworden ist. Auch wenn er an der Kette hängt wird er dieses Leben dem freien Leben vorziehen. Er bekommt von seinem Herren Nahrung und so wirkt es für ihn als wäre er ein Gott. Die Hilfe oder die Verpflegung, die im geboten wurde, hatte ihn abhängig gemacht, ihn wieder an die Freiheit zu gewöhnen wäre eine langwierige, vielleicht unmögliche Aufgabe. Nun kann man ihn nur mehr mit viel Geld und Arbeit einen "goldenen" Käfig bauen. Seine Freiheit ging verloren, für seine Herren wird er nun für immer ein Grund für Mitleid und Bedrückung bleiben.
Viele Arten von Hilfe, die sogenannte Entwicklungshilfe, ist nichts anderes als ein Verstricken in unser Gefängnis. Aus einem goldenen Käfig rufen wir den freien zu, es uns gleich zu machen. Wir sehen wie sie es schwer haben zu Nahrung zu kommen und verstricken sie in unser System, dass nicht real ist und dem Leiden nicht entkommt.
Der Affe ist ein wahrer Lehrer, denn er spiegelt die Quelle unseres Leidens. Es beruht nur auf unser ständiges Wollen, ein Wollen, dass seinen Ursprung in Angst und Faulheit hat. Wir haben Angst zu verhungern, Angst das wir zu wenig haben, Angst, daß wir krank werden und Angst, daß wir sterben. Wir sind zu faul achtsam zu sein, zu faul sich auf den Weg zu begeben, zu faul uns stets umzusehen. Wenn wir einfach leben, im Moment leben, gibt es keine Angst. In der Gegenwart existiert Angst nicht. Wenn wir achtsam ziehen, wird es nie an etwas fehlen. Das Universum, die Natur, manche wollen es Gott nennen, hat genug für unser aller Leben und darüber hinaus zu kommen. Lasst uns nicht vergessen, dass wir bis auf eine abhängige Ausnahme, immer alles verlieren werden. Alles ist vergänglich. Das einzige, das wir bewußt behalten ist unsere Wiedergeburt. Was wäre, wenn wir auch die verlieren und das ganz bewusst?
Nicht selbst befreit von dem was einen bindet, kommt man wieder und wieder, die vier Arten der Nahrung nicht überwunden.