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Open monastery, laity practice area- [Öffentliches Kloster, Laienpraxisbereich] (vata assama) => Admirable friend - [Großartiger Freund] kalyanamittata => Topic started by: Dhammañāṇa on January 31, 2013, 12:07:39 AM

Title: Nissaya - Vom Glück zum Fundament auf das man baut
Post by: Dhammañāṇa on January 31, 2013, 12:07:39 AM
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Nissaya - Vom Glück zum Fundament auf das man baut

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„Es ist von unermessbaren Glück, daß wir heute hier zusammengetroffen sind um über das Dhamma zu sprechen, wenn wir an die unzählbare Menge von Wesen in dieser Welt denken...“

Mit diesen Worten beginnen viele einführende Lehrreden über das Dhamma, heute, in der westlichen Welt. Aber was bedeutet nun Glück, Fügung oder wie man diese „Ge-geben-heit“ nennt?

Wenn es uns entweder gut oder schlecht geht, dann sagen wir in gewissen Situationen gerne „Oh, ich hab kein Glück!“, oder wenn jemand gerade in einer wundervollen Situation ist, mögen wir aufhorchen und sagen: „Seht euch dieses Glück an!“

Menschen lieben die Spekulation mit dem Glück, und das erkennen wir sehr leicht, wenn wir nur an all die unzähligen Glücksspiele denken. Ist Glück eine perfekte Erklärung für angenehme Dinge, so ist es ebenso eine herrliche Ausrede für Missgeschicke, wenn wir nicht gerade jemanden anderen dafür verantwortlich machen können oder wollen.

Wie wir alle, zumindest intellektuell, wissen, gibt es aus buddhistischer Sicht so etwas wie Glück (im Sinne von Zufall) nicht. Da mag es jetzt ziemlich seltsam klingen, daß man in buddhistischen Ländern dennoch sehr stark an Glück und Zufall glaubt auch wenn man dort oft ein Wort dafür verwendet, das eine ganz andere Bedeutung hat..

In Südostasien würden sehr gläubige und dennoch sehr gewöhnliche Menschen in Situationen, in denen wir gewöhnlich das Wort „Glück“ verwenden, sagen: „Er hat keine nissaya!“. Dinge passieren für die Menschen aus Glück oder Unglück heraus und allzugern vergißt man, daß dies immer eine Ursache hat. Da ist nissaya im täglichen Gebrauch und gewöhnlichen Verständnis zwar ganz gleich wie unser gängiges Wort „Glück“, jedoch hat es auch eine tiefere Bedeutung. Etwa wie das Wort „Fügung“ im Deutschen, schon in die richtige Richtung führen kann und Glück etwas relativiert.

In diesem ersten Teil der der Beghandlung des Wortes nissaya sind nun schon zwei verschiedene Sichtweisen zu sehen:

nissaya – als Glück oder Unglück“, das Dinge zufällig passieren, wir sie nicht beeinflußen können und einfach einem Choas unterliegt, und

nissaya – als Fügung oder Schicksal“, der wir aufgrund von früheren Handlungen unentrinnbar ausgeliefert sind, in welche Richtung es auch gehen mag. In gewisser weise soetwas wie eine Vorbestimmtheit.

Die dritte und der buddhistischen Verwendung des Wortes mehr entsprechende Bedeutung wird im Rahmen der Erklärung von Ursache und Wirkung gebraucht. Für die Begründung der einzelenen Gegebenheiten (Phänomene) würde man nissaya vielleicht als „Grundlage, Abhängigkeit oder Umstand“ übersetzten:
 „nissaya – als Grundlage oder Ursache“, das Bedingte Entstehen, die Grundlage für Erscheinungen, welches nicht nur das Entstehen der Dinge sondern auch deren Auflösung beschreibt, den ohne Grundlage kommt nichts zum Entstehen.

In Rahmen der Erklärung des Bedingten Entstehens führt man zweierlei Arten von falschem nissaya (Grundlage) an:

tanhā-nissaya: basierend auf tanhā (Begierde)
ditthi-nissaya: basierend auf ditthi (Ansicht/Sichtweise)

Alle Umstände oder auch Phänomene sind aus buddhistischer Sicht, wenn sie nicht der Ausnahme des Unbedingten (Nibbana) entsprechen, bedingt. Das heißt, sie entstehen in Abhängigkeit. Den Überlieferungen der Lehren Buddhas entsprechend, ist mohā (Unwissenheit, die im direkten Zusammenhang mit der entsprechenden Sichtweise entsteht) die Wurzelursache für alles Leiden (des Leidens Grundlage). Wir können auch sagen, dass Unwissenheit der Grund für Unglück (schlechtes nissaya) ist. Unmittelbar im Zusammenhang mit der Sichtweise steht unsere Begierde und ist das zweite Fundament, auf dem sich unsere Situation stützt.
Um die Kette des bedingten Entstehens nun aufzulösen, um zur Unabhängigkeit zu kommen, setzt man in der Praxis auf eben diese zwei Grundfundamente, wobei sie selbt dazu genützt werden, um aus dem Kreislauf heraus zu kommen.

Buddha erkannte, das Wille (letztlich Begierde) allen Phänomenen vorangeht, und dass dieser Wille auch eine gewissee (bedingte) Freiheit hat, um bessere Bedingungen herzustellen. Wenn man sich diesen vereinfachten Kreislauf des bedingten Entstehens ansieht, erkennt man auch, daß es gar nicht so selbstverständlich ist, aus diesem Kreislauf zu entkommen, bzw. in so umzupolen, daß er zum Unbedingten (Nibbana) führt. Sichtweise bedingt die Art der Begierde; das Streben wiederum hat Einfluß auf die gewonnene Sichtweise.
Buddha beschäftigte sich ab dem Zeitpunkt, an dem er lehrte, aber weniger darum darzustellen wie einzelne bedingte Dinge entstehen, sondern legte mehr Augenmerk auf das Nutzen dieses Bedingten Entstehens um daraus zu entkommen.

Da ist es vielleicht gut zu einer weiteren Gebräuchlichkeit der Übersetzung von nissaya zu kömmen:

nissaya – als das Fundament für die Praxis“ die Bindung zu einem Lehrer (Umgang haben, Beziehung haben zu, sich verbinden)

Hier ist auch der Punkt, wo man den Schlüssel zum Entkommen entdeckt und der liegt an den fundamentalen Voraussetzungen den Weg einzuschlagen. Das Erkennen der Leidhaftigkeit und die unbefriedigende Natur aller Bedingten Phänomene und dem Umstand eine Unbedingtheit kennengelernt zu haben oder zumindest nach ihr zu suchen. Der zweite Umstand ist letztlich in Buddha selbst verkörpert. Und genau hier liegt auch eine viel nützlichere Bedeutung des Wortes nissaya wie er für den Weg gebraucht wird und letztlich wirklich zu einem Nutzen für das Weiterkommen führt: die Abhängigkeit oder Voraussetzung eines Lehrers, oder auch das in-Kontakt-kommen mit einem Lehrer, einem, der einen auf den richtigen Pfad führt: das Fundament oder die Wurzel für eine rechte Praxis die zum Erwachen führt.

Die grundsätzliche Änderung der Richtung dieses Abhängigen Entstehens aus tanhā und ditthi erfolgt mit dem Erreichen des Pfades (Strom), da zu diesem Zeitpunkt Zweifel, und damit eine übermäßige Verfärbung der Sichtweise, weg fällt. Ab dem Zeitpunkt wo die Sichtweise der rechten Sichtweise entspricht, kann keine falsche Begierde mehr aufkommen. Aber auch vor dem Erreichen des Stromes gibt es so etwas wie richtige Begierde, man sagt auch „nobles Streben“ oder manchmal „chanda“ dazu. Das Streben in Richtung Nibbana, dem Unbedingten.
Um Zweifel jedoch ein Ende zu setzten, bedarf es nicht nur dem noblen Streben, jedoch auch dem entsprechenden Pfad. In den Lehren werden für das Erlangen der Überwindung von Zweifel vier Voraussetzungen (1) angeführt:

*    Gesellschaft mit rechtschaffenden Leuten
*    das wahre Dhamma hören
*    passende Aufmerksamkeit
*    Praxis im Einklang mit dem Dhamma

Um all diese Dinge in bestmöglicher Weise zu erfüllen gibt es im klösterlichen Leben die Vorschrift einen Mentor, einen Lehrer zu haben (Upajjhaya – Unterweiser: „Er sieht was falsch ist und was richtig ist und er ermahnt und unterweist.“). Man geht eine Bindung mit jemanden ein, der einen auf den rechten Pfad führt, da man seine trüben Bereiche besonders zu beginn nicht leicht selbst erkennt und nicht von Beginn an über alles unterrichtet ist. Aber nicht nur für Mönche gilt diese Erfordernis von nissaya (in manchen Traditionen spricht man von einem Wurzellehrer), das man in dieser Form durchaus auch als „edlen Freund“ bezeichnen kann.

So heißt es im Sambodhi Sutta (Selbsterwachen):

Der Erhabene sagte: “Wenn euch Wanderer, die Mitglieder anderer Sekten sind, fragen sollten ‚Was, Freund, sind die Grundvoraussetzungen für das Entwickeln der Flügel zum Selbst-Erwachen?’ solltet ihr antworten: ‚Da ist der Fall, dass ein Mönch vorzügliche Freunde, vorzügliche Begleiter, vorzügliche Gefährten hat. Dies ist die erste Grundvoraussetzung um die Flügel zum Selbst-Erwachen zu entwickeln.“
- AN 9.1 (http://www.accesstoinsight.org/tipitaka/an/an09/an09.001.than.html)

Nissaya wird in der umgesetzten Praxis also auch in einer sehr tiefen Bedeutung, der Grundvoraussetzung für die Paxis, bestärkt und all diese vier Voraussetzungen (1) sind Eigenschaften, die solch eine Person, oder im weitesten Sinne Lehre, an die man sich bindet, auch verkörpern und leben muß.

Rechter Umgang und ein guter Lehrer stellen die Basis einer guten Praxis dar. Doch auch hier könnten wir leicht wieder in eine der zuvor genannten Spiralen des Verständnisses von nissaya verfallen und annehmen, daß es nicht an unserem eigen Willen liegt, in die Situation zu kommen, mit einen guten Lehrer in Verbindung stehen zu können.

Es gibt Schulen, die ihren Schülern manchmal erklären, daß der richtige Lehrer zum richtigen Zeitpunkt auftaucht, und man sich hier nur gedulden muß. Aber ist das nun nicht ganz entgegen dem, was Buddha uns über unsere Möglichkeiten erklärte? Mit solch einer Denkweise sind wir doch leicht wieder in der Gleichgültigkeit die aus einer Vorbestimmtheit aller Dinge entsteht, wenn gleich es sicherlich unangebrachten Übereifer und Wissens-Gier dämpfen kann.

An diesem Punkt ist es vielleicht gut nissaya als eine aktiven Faktor zu betrachten und selbst von der Verwendung des Wortes als Bezeichnung für einen Lehrer (etwas das man hat oder nicht) abzukommen.

nissaya – als das Streben nach einem Fundament

„Und wie, ... ist ein Mönch gegabt mit nissaya? Hier nun, ..., was da Wissensreiche, mit der Lehre wohl vertraute Mönche sind, Kenner der Lehre, der Verhaltensethik und des Codes, an diese tritt ein Mönch von Zeit zu Zeit heran, befragt sie und erkundigt sich bei ihnen: ‚Wie verhält sich das, Ehrwürdiger Herr? Was bedeutet das?’ Und jene Ehrwürdigen erschließen ihm das Unerschlossene, erklären ihm das Unklare und beheben seine Zweifel in mancherlei zweifelhaften Fällen. So ist, ..., ein Mönch begabt mit nissaya.
- A.i. 147

Auch hier ist klar zu erkennen, daß man seine Zukunft nicht nur aus den Resultaten vergangener Handlungen abhängig macht, sondern es vor allem an den gegenwärtigen Handlung liegt sie maßgeblich zu ändern.

Wenn wir nun nissaya (das von dem alles Abhängt, Unterstützung, Hilfe, Schutz, Begabung, Grundvoraussetzung, Quelle, Versorgung, Fundament oder Verlass) nicht als eine Gegebenheit ansehen, oder darauf warten, daß sie sich ergibt, dann haben wir die Botschaft des Wortes in einer für unsere Praxis günstigen Bedeutung verstanden. Jetzt hängt es nur mehr davon ab uns das Glück im Gedächtnis zu halten und wenn wieder etwas schief geht, mögen wir vielleicht anstelle „Oh, ich hab kein Glück!“ sagen, „Das ist passiert, weil ich auf mein Glück vergessen habe.“

Glück wie es entsteht aber auch wie es vergeht, verstanden, ist es durchaus gut sich stets auf sein Glück zu verlassen.

„Jeda is da Schmiad vo seim eign Glick!“, wie der allseits bekannte, über zwei tausend Jahre alte römische Spruch es auch erklärt: Jede Art von nissaya entsteht nicht von allein, dazu muß man schon etwas tun.

...wenn wir an die unzählbare Menge von Wesen in dieser Welt denken...“ ist es gut wenn wir unser Glück erkennen und es weiter bestmöglich ausbauen. Wenn wir bis zu diesem Satz gekommen sind, warum sollte es denn nicht auch weiter gehen?

Es ist alles in Ordnung hier

Buddha ist das Dhamma; das Dhamma ist Buddha. Er nahm das Wissen, daß er erweckte, nicht weg. Er ließ es genau hier. Um es in einfachen Worten auszudrücken, ist es wie mit Lehrern in den Schulen. Sie sind nicht von Geburt an Lehrer. Sie mußten zuerst den Lehrgang für Lehrer meistern, bevor sie Lehrer wurden, nun in Schulen lehren und dafür Geld bekommen. Nach einer Weile, werden sie wegsterben – weg, Lehrer zu sein. In gewisser Weise kannst du sagen, daß Lehrer nicht sterben. Die Qualitäten aus Menschen Lehrer zu machen, verbleibt genau hier. Dasselbe ist mit Buddha. Die vier edlen Wahrheiten, die ihn zum Buddha machten, sind nach wie vor hier. Sie sind keineswegs irgendwohin verschwunden.

(Ajahn Chah, 108 Dhammagleichnisse (https://docs.google.com/open?id=0ByF6oztjcImAUjE4ZUFRYWtySnc))


"Untätigkeit" und gehen, laufen lassen ist wohl das Einzige was einem vom höchsten Glück abhält, natürlich nur neben ungeschickten Handlungen, die man ganz bewußt aus falscher Sichtweise setzt. Rechte Sichtweise kommt aber nun mal nicht von alleine.

 :-*
Title: Re: Nissaya - Vom Glück zum Fundament auf das man baut
Post by: Dhammañāṇa on October 31, 2018, 10:18:23 AM
Wenn immer Personen mit großer Hingabe und reinem Herzen geben, so ist solches selbst in materieller Hinsicht nicht übersehbar. Ein deutsprachiges Sprichwort sagt da, und es weicht nicht viel vom Gewöhnlichen, welches der Buddha herauszeichnete, ab: "Wo Spatzen sind fliegen Spatzen zu."

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Atma, wenn diese "Glückslose" immer zusammen zählen wurde, wurde zu dem Schuß kommen, daß das Unternehme völlig kostenlos und darüber weit hinaus, ihre Produkte teilen würden, pro Einheit etwas 1,5 Einheiten dazu. Jetzt wird dieses Tauschmittel jedoch nicht eingetauscht sondern "weggeworfen", wer immer was damit ertauschen möchte.

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Manche, wenn entdeckend, Nissaya haben, verbrauchen es, manche tauschen es gegen Besseres, manche üben sich weiter in Großzügigkeit damit, manche geschickt, manche freuen sich nur über das Glück, welches andere damit vielleicht gewinnen.

Gate gate para gate parasamgate bodhi svaha (http://forum.sangham.net/index.php/topic,8606.msg14752.html#msg14752)

gati, gat,
គតិ
.

Namo tassa bhagavato arahato sammā-sambuddhassa

“There are 5 courses of existence: hell, animal kingdom, ghost realm, human world, heavenly world”

"Da sind fünf Verläufe des Seins: Hölle, Tierreich, Reich der Geister, Menschenreich, Götterwelten."
Quote from: ??

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user:johann:gallery:archiv2018:20181031_05.jpg

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Title: Re: Nissaya - Vom Glück zum Fundament auf das man baut
Post by: Seavonly on April 23, 2019, 02:15:40 PM
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Title: សួរអំពីកតញ្ញូ - Question about katannuta (gratitude)
Post by: Dhammañāṇa on April 30, 2019, 01:27:18 PM

Aramika   *

Ein oder mehrer Beiträge wurden hier im Thema abgeschnitten und damit in neues Thema "សួរអំពីកតញ្ញូ - Question about katannuta (gratitude) (http://forum.sangham.net/index.php?topic=9264.0)" eröffnet, dem angehäng.
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