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Einführende Anleitung zur Atemmeditation

Einführende Anleitung zur Atemmeditation

Summary:

Einführende Anleitung zur Atemmeditation

von

Ehrwürdigen Thanissaro Bhikkhu

Übersetzung ins Deutsche von:

Lothar Schenk

Alternative Übersetzung: noch keine vorhanden

Die Technik, die ich ihnen beibringen werde, ist die Atemsmeditation. Sie ist, unabhängig von Ihrem religiösen Hintergrund, ein gutes Thema. Wie mein Lehrer einmal sagte, gehört der Atem weder dem Buddhismus noch dem Christentum noch sonst jemandem. Er ist allen Menschen gemeinsam, und daher kann jedermann ihn zum Meditieren benutzen. Gleichzeitig ist er von allen Meditationsthemen wahrscheinlich dasjenige, das dem Körper am meisten zugute kommt, denn wenn wir uns mit dem Atem beschäftigen, dann beschäftigen wir uns nicht nur mit der Luft, die durch unsere Lungen ein- und ausströmt, sondern auch mit all den Empfindungen des Energieflusses, die mit jedem Atemzug durch unseren Körper ziehen. Lernt man, mit diesen Empfindungen feinfühliger umzugehen und sie geschmeidiger und ungehindert fließen zu lassen, so hilft man damit dem Körper, besser zu funktionieren, und gibt dem Geist eine Handhabe für den Umgang mit Schmerzen

Lassen Sie uns also alle einige Minuten lang meditieren. Setzen Sie sich aufrecht und bequem hin, mit einer Körperhaltung, die im Gleichgewicht ist. Sie müssen nicht stocksteif und gerade wie ein Soldat dasitzen. Versuchen Sie einfach nur, sich nicht nach vorne oder nach hinten, nach links oder nach rechts zu neigen. Schließen Sie ihre Augen und sagen Sie zu sich selbst: ‘Möge ich wahrhaft glücklich und frei von Leiden sein’. Das mag sich wie eine sonderbare, ja selbstsüchtige Weise anhören, um die Meditation zu beginnen, aber es gibt gute Gründe dafür. Zum einen: wenn man nicht den Wunsch nach seinem eigenen Glücklichsein hegen kann, dann kann man auch unmöglich ehrlichen Herzens wünschen, dass Andere glücklich sein sollen. Manche Leute müssen sich immer wieder selbst daran erinnern, dass sie es verdient haben, glücklich zu sein – wir alle verdienen es, aber wenn wir nicht daran glauben, werden wir ständig Mittel und Wege finden, um uns selbst zu bestrafen, und das wird dazu führen, dass wir auch Andere auf verborgene oder offensichtliche Weise bestrafen.

Zweitens: es ist wichtig, darüber nachzudenken, was wahres Glücklichsein ist und wo es zu finden ist. Ein kurzer Augenblick des Überlegens wird Ihnen zeigen, dass es weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft zu finden sein kann. Die Vergangenheit ist vorbei, und auf die Erinnerung daran ist kein Verlass. Die Zukunft ist gestaltlose Ungewissheit. Also ist der einzige Ort, an dem wir wirklich Glück finden könnern, hier in der Gegenwart. Aber selbst da muss man wissen, wo es nachzuschauen gilt. Macht man das eigene Glück von Dingen abhängig, die sich ändern – Sichtbares, Hörbares, Empfindungen aller Art, Menschen und Dinge außerhalb von einem selbst – dann schafft man dadurch die Voraussetzungen für kommende Enttäuschungen, als würde man sein Haus am Rande einer Klippe bauen, wo es in der Vergangenheit schon wiederholt zu Erdrutschen gekommen ist. Wahres Glück ist also nur im eigenen Inneren zu finden. Die Meditation ist demnach wie eine Schatzsuche: herauszufinden, was im Geist festen und unveränderlichen Wert besitzt, etwas, das nicht einmal der Tod berühren kann.

Um diesen Schatz zu heben, brauchen wir Werkzeuge. Das erste Werkzeug ist, das zu tun, was wir gerade eben getan haben: uns selbst gegenüber eine wohlwollende Haltung zu entwickeln. Das zweite ist, dieses Wohlwollen auf andere Lebewesen auszudehnen. Sagen Sie zu sich selbst: ‘Mögen alle Lebewesen – ganz gleich, wer sie sind, ganz gleich, was sie mir in der Vergangenheit angetan haben – mögen auch sie alle wahres Glück finden.’ Pflegt man diese Denkweise nicht, sondern bringt stattdessen seinen Groll mit in die Meditation, dann wird man auch nichts Anderes zu sehen bekommen, wenn man nach innen blickt.

Erst nachdem Sie so Ihren Geist freigemacht und äußere Anliegen beiseite getan haben, sind Sie bereit, sich auf den Atem zu konzentrieren. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Empfindung des Atmens. Atmen Sie einige Male lang ein und lang aus, und richten Sie dabei Ihr Augenmerk auf die Körperstelle, an der das Atmen leicht zu bemerken ist, und auf die der Geist sich bequem konzentrieren kann. Das kann die Nase sein, der Brustkorb, der Unterleib oder irgend eine andere Stelle. Bleiben Sie bei dieser Stelle und beobachten Sie, wie es sich dort anfühlt, während Sie ein- und ausatmen. Üben Sie dabei keinen Zwang auf den Atem aus, und versuchen Sie auch nicht zu angestrengt, Ihren Fokus aufrecht zu erhalten. Lassen Sie den Atem ganz natürlich fließen; verfolgen Sie einfach nur, wie es sich anfühlt. Kosten Sie es aus, als wäre es eine exquisite Empfindung, die Sie gerne verlängern möchten. Sollte der Geist abschweifen, bringen Sie ihn einfach zurück. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Wenn er hundert Mal abschweift, bringen Sie ihn eben hundert Mal wieder zurück. Zeigen Sie ihm, dass Sie es ernst meinen, und am Ende wird er auf Sie hören.

Wenn Sie möchten, können Sie mit unterschiedlichen Arten zu atmen experimentieren. Wenn sich lange Atemzüge angenehm anfühlen, bleiben Sie dabei. Wenn nicht, ändern sie den Rhythmus so, dass er sich besänftigend auf den Körper auswirkt. Sie können kurz atmen, langsam atmen, schnell atmen, tief atmen, flach atmen – was immer sich gerade jetzt für Sie am angenehmsten anfühlt…

Fühlt sich der Atem an der ausgewählten Stelle angenehm an, dann richten Sie ihre Aufmerksamkeit auf andere Körperstellen, um zu sehen, wie er sich dort anfühlt. Fangen Sie mit der Gegend um Ihren Nabel an. Atmen Sie ein und aus, und achten Sie darauf, wie sich diese Gegend anfühlt. Spüren Sie dort keine Bewegung, dann registrieren Sie einfach die Tatsache, dass dort keine Bewegung ist. Verspüren Sie aber Bewegung, dann achten Sie auf die Qualität dieser Bewegung, ob sich das Atmen dort unregelmäßig anfühlt, oder ob es dort Anzeichen von Anspannung oder Enge gibt. Bemerken Sie Anspannung, lockern Sie diese nach Möglichkeit. Fühlt sich das Atmen rau oder unregelmäßig an, versuchen Sie, es gleichmäßiger zu machen… Jetzt verschieben Sie die Aufmerksamkeit auf den Bereich, der rechts neben dieser Stelle liegt – die untere rechte Flanke des Unterleibs – und wiederholen Sie den gleichen Vorgang wie eben… Dann zur unteren linken Flanke des Unterleibs… Dann hinauf zum Nabel… nach rechts… nach links… zum Solarplexus… nach rechts… nach links… zur Mitte des Brustkorbs… nach rechts… nach links… zum Halsansatz… nach rechts… nach links… zur Kopfmitte… [beschäftigen Sie sich mit jeder Stelle einige Minuten]

Würden Sie gerade zuhause meditieren, könnten Sie diesen Vorgang über den ganzen Körper hinweg fortsetzen – über die Schädeldecke nach hinten, den Rücken hinunter, die Arme und Beine entlang bis zu den Fingern und Zehen hinab – aber da unsere Zeit begrenzt ist, möchte ich Sie bitten, ihr Augenmerk auf eine der Stellen zu richten, von denen wir gerade eben gesprochen haben. Lassen Sie Ihre Aufmerksamkeit sich dort bequem ansiedeln, und füllen Sie dann den gesamten Körper mit Ihrem bewussten Wahrnehmen aus, bis Sie wie eine Spinne im Netz sind: Sie sitzt an einer Stelle, aber sie spürt das ganze Netz. Bleiben Sie bei dieser breitgefächerten Wahrnehmung – Sie müssen daran arbeiten, weil die Aufmerksamkeit dazu neigt, sich an einer einzelnen Stelle zusammenzuziehen – und spüren Sie, wie der Atem im ganzen Körper ein- und ausströmt, durch jede einzelne Pore hindurch. Bleiben Sie eine Weile bei dieser Art des Wahrnehmens – Sie müssen nirgendwo anders hin, müssen an nichts anderes denken… Und dann kommen Sie sanft aus der Meditation.

Siehe auch: „Eine geführte Meditation


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de/lib/authors/thanissaro/breathmed.txt · Zuletzt geändert: 2021/04/18 11:03 von Johann