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Halt inne, schau hin und lass los: 28. Juli, 1965

Halt inne, schau hin und lass los

Summary:

Halt inne, schau hin und lass los

28. Juli, 1965

von

Upasika Kee Nanayon

übersetzt aus dem Thailändischen von

Thanissaro Bhikkhu

Übersetzung ins Deutsche von:

Lothar Schenk

Alternative Übersetzung: noch keine vorhanden

Wir sprechen über den Übungsweg als Erinnerung für uns, ständig immer bessere Ergebnisse zu erzielen. Wenn wir nämlich nicht darüber reden, neigen wir dazu, unseren Gedankenbildern gegenüber schwach zu werden, wie wir das so gewöhnt sind. Den Geist an Ruhe und Stille zu gewöhnen, erfordert viel Umsicht, weil der Geist nach seiner grundsätzlichen Veranlagung so widerspenstig und zerfahren ist. Er läßt sich nicht leicht von Achtsamkeit und Einsicht beaufsichtigen. Deswegen müssen wir uns die Kenntnisse erwerben, um ihn auf geeignete Weise zu lenken.

Damit wir den Geist dauernd unter der Herrschaft von Achtsamkeit und Einsicht behalten können, müssen wir innehalten und ihn beobachten, müssen wir innehalten und ihn kennenlernen. Wie er geformt wird, wie er als solches wahrgenommen werden kann: das läßt sich nicht leicht erfahren, weil er so gerne herumirrt, um andere Dinge kennenzulernen, je nachdem was seine Gedanken gerade so auf den Plan rufen. Wenn wir ihn als solches wahrnehmen wollen, müssen wir viel mit ihm üben. Ihn beaufsichtigen zu können oder ihn immer mehr unter die Herrschaft von Achtsamkeit und Einsicht bringen zu können: das alles braucht Zeit.

Und es erfordert, dass man sein Beobachtungs- und Unterscheidungsvermögen einsetzt. Wenn man beim Üben das Beobachten und Unterscheiden nicht beibehält, entgleitet einem der Geist schnell und mit Leichtigkeit, um mit seinen Vorlieben herumzuziehen. Dieses Herumschweifen bringt einem nichts als Leiden und Unbehagen. Nichts Gutes bringt einem das. Der Geist geht einfach hin und sucht nach allen möglichen Arten von Ungemach. Gleichgültig, ob man etwas mag oder nicht mag, greift man es auf und verwandelt es in Leiden. Die Augen, Ohren und so weiter sind die Brücken, auf denen der Geist nach draußen wandert, sobald man etwas sieht oder hört. Wie kann man Sorgfalt und Zurückhaltung bei den Sinnestoren walten lassen, damit sie der eigenen Fähigkeit zur Achtsamkeit unterliegen? Das ist etwas, was man betrachten und beobachten muss, um zu erkennen, was sich ergibt, wenn man in achtsamer Weise sieht und hört. Wenn man sein Beobachtungs- und Unterscheidungsvermögen nicht benutzt, neigt man dazu, sich den Eindrücken zu überlassen, die von dem Gesehenen oder Gehörten ausgelöst werden. Dann gibt man ihnen eine Bedeutung, macht sich Vorstellungen darüber und hängt sich ständig an irgendetwas, bis der Geist unter dem Einfluss von dem, was er liebt und hasst, in völligem Aufruhr ist.

Beobachtet die Eindrücke, die bei jedem der Sinnestore auftauchen, um zu sehen, dass es schlicht und einfach nur Eindrücke sind, die da geschehen. Es ist nicht so, dass wir etwas wahrnehmen. Zum Beispiel sieht das Auge die Formen. Nicht wir sehen sie. Es ist schlicht und einfach nur das Sehen von Formen mit der Augen-Wahrnehmung. An diesem Punkt gibt es noch keine Einstufung des Gesehenen als gut oder schlecht. Es gibt noch keine durch den Berührungseindruck hervorgerufenen Gedankengebilde. Wir beobachten einfach nur den Eindruck als solches und verfolgen ihn nicht weiter, um das charakteristische Geschehen beim anschließenden Verschwinden des Eindrucks oder bei seiner Verdrängung durch einen neuen Eindruck zu erfassen. Wir beobachten einfach weiter, wie Eindrücke verschwinden, wir beobachten weiter, bis wir erkennen, dass das schlicht das Wesen von Augen und Ohren ist: Eindrücke zu registrieren. Auf diese Weise bleiben wir nicht so weit wie sonst an ihnen hängen, wo wir dann wie früher Leiden oder Unbehagen entstehen lassen würden.

Wenn wir dieses natürliche Auftauchen und Verschwinden nicht sorgfältig beobachten, neigen wir dazu, alles zu vermischen. Zum Beispiel, wenn das Auge sieht, nehmen wir an, dass wir sehen. Die Dinge, die wir sehen, gefallen uns entweder oder nicht, sie lösen Freude oder Schmerz aus, und wir klammern uns bis zu dem Punkt an ihnen fest, wo sie den Geist trüben. Wenn man nicht aufpasst und unaufmerksam ist, entwickelt sich alles, was durch die Sinnestore hereinkommt, zu geistigen Gebilden und reißt den Geist mit sich. Das führt zu Leiden, weil man davon so gebannt, so daran gebunden ist, dass man nicht merkt, wie diese Dinge auftauchen, bleiben und wieder verschwinden, wann immer das Auge etwas sieht, das Ohr etwas hört und so weiter.

Wie können wir anfangen, uns so von diesen Dingen zu entflechten, dass wir nicht angebunden bleiben? Wie sollen wir beim Sehen und Hören achtsam sein? Wir müssen den Geist weiter beobachten, bis wir erkennen, dass, wenn im Augenblick des Sehens von etwas Sichtbarem Achtsamkeit da ist, der Geist neutral bleiben kann. Er muss nicht erfreut oder missgestimmt sein. Wenn wir beim Hören von Klängen achtsam sind, können wir sicherstellen, dass der Geist durch die Klänge nicht erfreut oder missgestimmt wird. Das Gleiche gilt für Gerüche, Geschmäcke, Tasteindrücke und für gedankliche Vorstellungen. Wir müssen uns auf den Geist konzentrieren, den beherrschenden Faktor, den Punkt, wo die Eindrücke zusammenfließen. Wenn wir den Geist zügeln, dann zügeln wir dadurch auch alle Sinnestore mit. Das Auge wird beim Sehen von Sichtbarem gezügelt: die Beteiligung am Sehen wird kürzer. Wenn das Ohr Klänge hört, kann der Geist neutral bleiben, indem er sich darauf konzentriert, aufmerksam auf das Auftauchen und Verschwinden von Klängen zu achten oder auf den vom ständigen Kommen und Gehen von Klängen hervorgerufenen Eindruck. Das hängt ganz davon ab, welche Vorgehensweise einem hilft, die Beobachtung der Sinnesberührung aufrecht zu erhalten. Im anderen Fall, wenn man diese Vorgehensweisen nicht entwickelt, geht alles durcheinander. Der Geist enthält nur Bindungen und Selbstgefühle, so dass er alle Arten von Leiden allein dadurch hervorbringt, dass er nicht gezügelt ist. Das kennen wir alle.

Die Tugend der Sinnenzügelung (indriya-samvara-sila) ist eine sehr fortgeschrittene Tugendstufe – und auch eine sehr nützliche. Wenn man diese Tugendstufe entwickelt, werden die anderen Stufen auch immer reiner. Wenn man Augen, Ohren, Nase usw. nicht zügelt, dann kann auch die Einhaltung der fünf, acht oder zehn Tugendregeln nicht fest bleiben. Sie kann ganz leicht beeinträchtigt werden. Wenn das Auge, die Brücke, nicht gezügelt ist, dann richtet es seine Aufmerksamkeit nach draußen. Und sobald das geschieht, wird es zur einfachsten Sache der Welt, die Tugendregeln zu übertreten. Wenn man dem Geist erlaubt, sich daran zu gewöhnen, dass er seinen Vorlieben in der Außenwelt nachrennen darf, dann wird alles in Aufruhr versetzt. Der Aufruhr fängt hier im Geist an, und dann überträgt er sich auf Worte und Taten, so dass man falsch redet und handelt.

Wenn wir versuchen, die Tugendregeln einzuhalten, ohne die Sinne zu zügeln, kann unsere Tugendausübung nicht rein werden. Das kommt daher, weil wir nicht achtgeben, wie wir schauen und hören, und deswegen sind wir nicht in der Lage, zu erkennen, wie Verlangen, Begierde und ungute Regungen auftauchen, sobald das Auge etwas Sichtbares sieht oder das Ohr Klänge hört. Dieses Ungezügeltsein durchlöchert unsere Tugendausübung. Wir engagieren uns in der Außenwelt, ergreifen Partei, und das befleckt unsere Worte und Taten. Deshalb ist die Sinnenzügelung eine Tugendstufe, welche die undichten Stellen im Geist verschließt. Wenn man diese Tugendstufe entwickelt hat, sind Worte und Taten schön und bewundernswert – wie bei Mönchen, die es mit ihrer Sinnenzügelung genau nehmen, die den Blick nicht in die Ferne schweifen lassen, die für den Geist feindliche Dinge nicht anschauen, die den bei der Berührung mittels Auge, Nase, Zunge, Tastvermögen und Geist auftauchenden Regungen nicht verfallen sind, die das Verschwinden körperlicher und geistiger Erscheinungen genau beobachten, so dass ihr Geist wegen seiner Vorlieben und Abneigungen nicht in Aufruhr gerät.

Zum größten Teil haben wir kein Interesse, Zurückhaltung zu üben, daher fallen wir sinnlichem Vergnügen zum Opfer. Wir lassen es zu, dass wir durch Bilder, Klänge, Gerüche, Geschmäcke und Tastempfindungen erfreut und missgestimmt werden; indem der Geist sich verblendet dem Geschmack dieser Dinge hingibt, wird er befleckt. Egal, wie verblendet wir auch werden, merken wir einfach nicht, was vor sich geht, weil der Genuss dieser Freuden uns nach mehr verlangen lässt. Unsere Einsicht hat die Schattenseiten dieser Dinge noch nicht erkannt. Um etwas loslassen zu können, muss man erst seine Schattenseiten erkannt haben. Wenn man sich einfach nur sagt, man solle loslassen, loslassen, loslassen, kann man nicht wirklich loslassen. Man muss die Schattenseiten der Dinge erkennen, an die man sich klammert, dann lässt man automatisch los – so wie bei einem Feuer, wenn man hineingreift und merkt, wie heiß es ist, lässt man automatisch los und wagt nie mehr, es zu berühren. Wir haben noch nicht gemerkt, wie heiß die sinnlichen Leidenschaften sind, deshalb mögen wir sie immer noch so sehr. Obwohl jedes Festhalten seiner Art nach leidvoll ist, halten wir es für gut. Egal was uns begegnet, wir klammern uns daran. Das ist uns zur zweiten Natur geworden. Wir sind uns nicht bewußt, dass wir Feuer festhalten, und deshalb wollen wir immer noch mehr davon. Deswegen wird der Geist des Festhaltens und An-sich-Reißens nie müde.

Wenn wir die Schattenseiten sinnlicher Leidenschaften nicht sehen können, ist es auch ganz unmöglich, dass wir die Schattenseiten von feineren, noch tiefer liegenden Dingen, wie etwa unserem Selbstgefühl, erkennen. Wir werden nach wie vor durch Auge und Ohr von äußeren Verlockungen angezogen, und doch sind wir uns nicht bewußt, was da vor sich geht. Diese Sachen sind wie der Zuckerguss um eine Giftpille, deswegen kommen sie uns weiter köstlich vor. Wir schlucken das Gift, so dass es ganz schmerzhaften, brennenden Begierden und Befleckungen Nahrung gibt, und doch erkennen wir sie nicht als schmerzhaft. Wir genießen weiter den Zucker. Wir wollen mehr davon. Das kommt daher, weil der Geist nie der Sinnlichkeit müde geworden ist, kein Gefühl für Entsagung entwickelt hat, keinen Wunsch, von Sinnlichkeit befreit zu sein. Er mag es nach wie vor, sich in Sinnlichkeit zu baden. Wenn er sinnliches Vergnügen bekommt, ist er zufrieden. Wenn nicht, wird er ärgerlich und zornig.

Schon diese äußeren Verlockungen täuschen uns nach wie vor. Wenn wir bekommen, was wir wollen, sind wir glücklich. Wenn nicht, geraten wir in Aufruhr. Wenn wir nicht genug von diesen Verlockungen bekommen, laufen wir herum und beklagen uns darüber, dass andere Leute kein Verständnis für uns haben, dass wir ihnen egal sind. Wir möchten ständig diese Dinge haben, ohne Gespür dafür, wann es genug ist – wie Würmer, die so gerne widerliche, stinkende Sachen genießen möchten und keinen Abscheu davor spüren. Der Geschmack sinnlicher Leidenschaft erregt die Herzen aller Wesen, so dass sie mehr davon haben wollen. Die Edlen verspüren Abscheu davor. Sie wollen nicht einmal in die Nähe davon. Aber gewöhnliche Wesen wollen geradewegs darauf zu und sich vollfressen. Der Buddha verglich solche Leute mit Würmern, die Genuss an Dreck finden, oder mit einer Schlange, die in eine Jauchegrube gefallen ist und so mit Exkrement bedeckt, dass man keine Stelle zum Anpacken und Herausholen finden kann, ohne sich selbst zu besudeln. Der Buddha machte gerne solche Vergleiche, um uns zur Vernunft zu bringen.

Der Buddha hatte eine ganze lange Liste von Vergleichen für die Schattenseiten sinnlicher Vergnügen. Wer wissen möchte, welche, sollte in eine gute Sammlung von Lehrreden schauen. Einige von Buddhas Lehren sind reizvoll und angenehm, aber in anderen geißelt er unsere Schwächen wirklich drastisch. Als Meditierende sollten wir seine Lehren häufig lesen und überdenken, damit wir die Dinge nicht missverstehen. Die Aussagen der Buddhalehre, die den Finger auf unsere wunden Stellen legen, gehen uns allen nämlich gegen den Strich. Das kommt daher, dass wir keine Kritik mögen. Wir lassen uns nicht gerne zurechtweisen. Wir wollen nur Lob und Bewunderung, bis wir ganz aufgeblasen sind. Aber Leute, die wirklich achtsam und einsichtig sind, wollen von sowas überhaupt nichts wissen. Sie hören gerne hilfreiche Kritik, hilfreichen Tadel. Das ist es, was Einsicht und Klugheit wirklich ausmacht. Man weiß mit Kritik auf intelligente Weise umzugehen.

Wenn man Buddhas Lehren liest, sollte man darüber nachdenken. Der Buddha tadelt seine Schüler mehr als er sie lobt. Stimmt unsere Haltung mit seiner überein? Lob hören wir gerne. Wenn Leute uns kritisieren, werden wir ärgerlich und werfen ihnen schlechte Absichten vor. Das ist wirklich dumm und bedauernswert. Wir erhalten lehrreiche Hinweise, weil jemand uns helfen möchte, aber wir verwenden sie gar nicht, um über uns nachzudenken. Stattdessen weisen wir die Kritik als Verunglimpfung von uns. Im Endeffekt ziehen wir keinen Nutzen aus wohlgemeinter Kritik. Leute mit Achtsamkeit und Einsicht halten es gerade anders herum. Sie wissen wohl, dass ihnen die Kritik ihres Lehrers mehr nützt als irgend etwas anderes.

Kinder haben keine Wertschätzung für Lehrer, die streng zu ihnen waren, weil sie es hassen, streng behandelt zu werden. Aber wenn sie allmählich verständiger und reifer werden, erkennen sie langsam, dass Strenge ein ausgezeichnetes Mittel sein kann, um den Charakter zu formen, um einen zur Vernunft zu bringen. Das alte Sprichwort „Wenn du deinen Ochsen liebst, darfst du ihn nicht herumziehen lassen; wenn du dein Kind liebst, musst du ihm Zucht beibringen“ erinnert uns daran, nicht den Launen unserer Kinder nachzugeben, weil sie sonst leichtsinnig und unverantwortlich werden würden. Wenn wir streng zu ihnen sind und sie zurechtweisen, wenn sie etwas falsch machen, werden sie ein immer stärkeres Verantwortungsgefühl entwickeln. Deswegen mögen intelligente, einsichtige Leute Kritik lieber als Lob. Dummköpfe mögen Lob lieber als Kritik. Sobald man sie kritisiert, werden sie so ärgerlich. Sie verstehen gar nicht, welchen großen Wert Kritik hat. Angenommen, jemand kritisiert uns, wenn wir etwas Falsches tun: das, was wir da Falsches tun, ist untauglich und bringt Leiden hervor. Wenn uns jemand davor warnt, etwas Untaugliches zu tun, dann ist das zu unserem großen Vorteil. Es ist, als ob uns diese Person vom Leiden wegzieht, aus einem Feuer, aus der Hölle zieht.

Dummköpfe aber werden die Person angreifen, die ihnen die wohlgemeinte Warnung gibt. Wenn sie klug wären, müssten sie der Person danken, die sie gewarnt hat, denn diese Person hat ihnen geholfen, zur Vernunft zu kommen. Sie müssten die Warnung so ernst nehmen, dass sie sie nie mehr vergessen würden. Wenn man Kritik nicht mit dieser Haltung begegnet, wird man seine alten Angewohnheiten nie überwinden können. Dann muss man aus Trotz so weitermachen wie bisher, weil es einem wichtiger ist, gegenüber anderen die Oberhand zu behalten, als die eigene Widerspenstigkeit zu zähmen. Wenn man die Art von Person ist, die ihre eigene Widerspenstigkeit nicht bezähmen kann, dann verliert man um so mehr die Beherrschung, je mehr man gesagt bekommt – und um so mehr verbrennt man sich am Ende einfach selbst. Man nimmt wertvolle Belehrungen und verwendet sie dazu, sich selber zu schaden. Deswegen müssen wir bei Kritik aufmerksam zuhören, um den größten Nutzen daraus zu ziehen.

Denkt daran, wie schädlich Geistestrübung, Begierde und Festhalten-Wollen sein können! Wir sind so randvoll mit unserem Selbstgefühl. Was können wir tun, um es abzuschwächen? Wir müssen uns auf eine Weise auf unseren Geist konzentrieren, die zu Ergebnissen führt, die ihn nicht verdunkelt und trübt, die ihn nicht in Aufruhr versetzt. Wir müssen unsere eigenen geistigen Fähigkeiten einsetzen – unsere eigene Achtsamkeit, unser eigenes Unterscheidungsvermögen –, um zu jeder Zeit nach innen zu schauen. Niemand sonst kann an unserer Stelle schauen. Wir selbst müssen uns umfassend kennen lernen.

Dieses Üben, um uns von Befleckungen zu entledigen: stellt es euch vor, als würdet ihr in einen großen Termitenbau stochern, um ein bösartiges Tier – etwa eine Schlange – herauszuholen, das sich darin verbirgt. Man muss die schärfsten Pickel und Schaufeln verwenden, die es gibt, um an die Schlange heranzukommen. Genauso tief liegt unser Selbstgefühl. Wir müssen Achtsamkeit und Einsicht verwenden, welche den schärfsten Pickeln und Schaufeln vergleichbar sind, um es zu durchdringen. Wo immer ein Selbstgefühl ist, versucht hineinzugraben, um es zu fassen. Dreht es um und schaut ihm ins Gesicht, damit ihr seht, wo genau es denn euer Selbst ist. Versucht, eueren Körper zu untersuchen, oder Empfindung, Wahrnehmung, Gedankengebilde und Bewusstsein – all das, an dem ihr so hängt, dass ihr es nicht loslassen wollt. Wie könnt ihr sie so untersuchen, dass ihr sie kennenlernt? Nur, indem ihr die Unbeständigkeit von Form, Empfindung, Wahrnehmung, Gedankengebilden und Bewusstsein seht. Wenn ihr sie nicht derart erkennt, könnt ihr diese Dinge auf keinen Fall loslassen, denn ihr werdet sie weiterhin falsch sehen und glauben, dass sie beständig, angenehm und das, was euch selbst ausmacht, seien.

Das ist eine wichtige Feststellung. Geht nicht leichtfertig darüber hinweg. Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit und Nicht-Ichheit sind tief verborgen und schwer zu fassen. Während wir außen anfangen und weiter nach innen vordringen, müssen wir unsere Betrachtungsweise immer mehr vertiefen, immer mehr verfeinern. Lasst es nicht genug damit sein, dass ihr Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit und Nicht-Ichheit nur oberflächlich erfasst, denn das wird sich auf die Wurzeln eurer Täuschung und Torheit nicht auswirken. Beobachtet genau, welche Betrachtungsweise wirksam ist, und wie sich durch wahre Achtsamkeit und Einsicht die Erkenntnis von Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit und Nicht-Ichheit bildet. Für die echte Erkenntnis mit Achtsamkeit und Einsicht muss der Geist ein Gefühl von samvega entwickeln, von Abkehr und Leidenschaftslosigkeit gegenüber Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit und Nicht-Ichheit der physischen und geistigen Erscheinungen, der fünf Ansammlungen – anders gesagt, von Körper und Geist. Dann löst er seine Bindungen und Fesseln auf. Aber solange unsere Erkenntnis noch nicht wahrheitsgetreu ist, werden wir weiterhin blindlings festhalten und versuchen, diese Dinge in Beständiges, Angenehmes, uns Selbst Ausmachendes umzuformen.

Ich möchte, dass ihr alle darüber nachsinnt, damit ihr wirklich erkennt und klar seht, wie es sich mit diesen Dingen verhält. Nichts anderes ist der Grund dafür, dass wir versuchen, unseren Geist zu beruhigen, und zu meditieren: die Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit und Nicht-Ichheit der Ansammlungen, Bestandteile, Sinnesmedien zu erkennen. Wir üben nicht einfach nur wegen der Leichtigkeit und dem Wohl, die sich ergeben, wenn der Geist beruhigt ist. Wir müssen die Dinge so betrachten und klar durchschauen, dass wir sie loslassen können. Dann wird der Geist leer von jeglichem Selbstgefühl sein. Selbst wenn man diese Leerheit nur für einen Augenblick erleben kann, lohnt es sich schon. Bewahrt die Erfahrung dieses Erlebnisses in eurem Geist als Startkapital, das euch zu unverminderter Anstrengung bei eurer Übung befähigen soll – statt abzuschweifen und sich mit anderen Dingen zu beschäftigen.

Wenn wir den Geist Tag für Tag weiter trainieren, so wie wir es hier tun, stellen wir fest, wenn wir einschlafen und dann morgens aufwachen, dass unsere Aufmerksamkeit durchgängig geworden ist – immer durchgängiger, bis zu dem Punkt, wo der Geist nicht mehr abschweift wie früher. Er bleibt immer mehr beim Körper in der Gegenwart. Was auch immer auftauchen mag, können wir untersuchen, um zu sehen, ob irgend ein Teil davon beständig oder unveränderlich ist. Gleichgültig, ob es sich um eine körperliche oder geistige Erscheinung handelt: ist da irgend ein Teil davon beständig oder unveränderlich? Wenn wir erkennen, dass an diesen Dingen nichts beständig oder unveränderlich ist, dass sie sich unerbittlich immer weiter verändern, dann kommen wir zu der Einsicht, dass diese Unbeständigkeit als solches an und für sich unbefriedigend ist – und dass es innerhalb dieser in sich unbefriedigenden Unbeständigkeit überhaupt nirgendwo ein Selbst gibt.

Man muss gründlich nachforschen, um die Dinge so klar zu erkennen. Es ist nicht so, dass Unbeständigkeit eines ist, Leidhaftigkeit ein anderes, und Nicht-Ichheit wieder ein anderes. Das ist überhaupt nicht so. Man muss gründlich nachforschen, um zu erkennen, dass sie alle Aspekte von ein und derselben Sache sind. Wenn man das mit der eigenen Achtsamkeit und Einsicht nicht klar auf diese Weise sieht, dann ist das Wissen nicht wahrheitsgemäß. Obwohl man möglicherweise die Dinge richtig erklären kann, ist der Geist trotzdem unwissend. Er hält die Augen geschlossen und bleibt im Dunkeln. Wenn das Wissen wahrheitsgetreu ist, dann muss da ein Gefühl der Abkehr, des Loslassens sein. Der Geist wird dann in der Lage sein, seine Bindungen und Fesseln aufzugeben.

Betrachtet den Geist dann in diesem Augenblick. Ihr werdet sehen, dass er leer ist.

Betrachtet euren Geist genau in diesem Augenblick. Wenn er in einem Zustand der Normalität ist, frei von Aufruhr, ist er auf einer gewissen Stufe leer. Wenn man sich zur Beobachtung dem Geist in einem Zustand der Normalität zuwendet, wenn er sich an nichts festklammert, dann ist er frei von jeglichem Gefühl eines Selbst. Es ist einfach nur Gewahrung da, schlicht und einfach, ohne Etiketten von „Ich“ oder „mein“. Stellt fest, wie der Geist genau in diesem Augenblick leer ist, weil er keine Bindungen an „Ich“ oder „mein“ hat.

Wenn man diesen Punkt nicht versteht, wird man die tieferen Stufen der Leerheit nicht finden können – oder man geht hin und macht ihn auf andere Arten leer, die alle nicht zutreffend sind. Die Leere, die wir suchen, kommt vom Loslassen der Dinge, weil man ihre Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit und Nicht-Ichheit erkennt. Und dann muss man diesen Punkt immer und immer wieder bearbeiten. Um andere Angelegenheiten braucht man sich garnicht zu kümmern, denn mit um so mehr Dingen man sich beschäftigt, desto aufgewühlter wird der Geist. Konzentriert euch auf eine Sache, ein Ding, und beobachtet es ständig, bis es für den Geist klar ist. In dem Augenblick, in dem es für den Geist klar ist, kann der Geist seinen Griff lockern. Dann kann er loslassen. Um leer zu sein. Das alleine reicht schon aus, um die Anspannung und das Leiden eures Alltagslebens auszulöschen. Ihr müsst nicht viel lesen oder studieren. Studiert einfach den Geist aus dieser Warte – das Auftauchen, Bleiben und Untergehen. Beobachtet das, bis es klar ist, und der Geist wird sich fest im Zentrum dieses Gewahrseins etablieren. Wenn er gewahr ist, lässt er los. Und dann ist er leer.

Alles reduziert sich also auf diesen einen Punkt: Seid bestrebt, den Geist sorgfältig zu beobachten und zu untersuchen, und er wird auf die leichteste Art, die es gibt, leer werden. Ich hoffe, dass diese einfache Feststellung euch helfen wird, die Wahrheit in eurem eigenen Geist zu entdecken, damit ihr im Einklang damit ständig und jederzeit die entsprechenden Wohltaten ernten werdet.


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de/lib/thai/kee/stoplook.txt · Zuletzt geändert: 2021/04/18 11:05 von Johann