Auszüge aus einem PN-Verkehr zu einer hier zum Thema gehörenden, sich zugetragenen Geschichte:
Zitat von: innommable am 2013-03-27, 22:37:40
…Bin am überlegen, ob ich noch unter kama loka eine traurige Hundegeschichte im Zusammenhang mit Hilfsbereitschaft bringe, denn von den Tieren können wir auch einiges lernen und es zeigt auch Konflikte auf, in die ein Mensch aufgrund der äusseren Gegebenheiten gerät, gerne Zivilcourage hätte und was ihn (mich) dann wieder zurückhält... bin traurig, der Hund, nicht meiner, ist schwer verletzt und ich weiss nicht, was aus ihm wird...
Zitat von: Johann am 2013-03-27, 22:48:34
Such dem Hund einen stillen Platz, wenn er sich anfassen lässt. Hol dir vielleicht einen Thailänder zur Hilfe, der damit umgehen kann und weiß wie man einen verletzen Hund angreift.
Halt ihn warm und versuche die Wunden sauber zu halten. Zeig ihm, daß du keine Angst vor seinem Leiden hast.
Zitat von: innommable am 2013-03-27, 23:41:44
Hier unternehme ich nichts mehr, denke aber ständig an das Tier und drücke meine Tränen weg, gehe zur Ruhe. Da Tier ist bei seinen Besitzern und es ist deren Pflicht zu helfen. Ich könnte ihnen ein Zeichen setzen, indem ich mich kümmere, aber da könnte ich zum einen auch Unmut auf mich ziehen, was sich geschickt verhindern liesse, doch vor allem geht es mir dann an den Geldbeutel, denn wenn sie nicht zum Tierarzt gehen, dann muss ich das übernehmen. Wohlhabend würde ich das machen, aber so wie die lage steht, wäre all mein Bisschen in einem Monat aufgebraucht, wenn ich mich auf solche Dinge alle einlasse. Da habe ich meine Grenzen.
Der Hund wollte meinen Hund angreifen. Dazu wählte er, voll aggressiv, die andere Strassenseite um mit Vollgas die Strasse hinter uns zu überqueren und von Hinten zu kommen. Der Grund für die Aggressivität lag daran, dass ich mit meinem Hund am Eingang zu seinem Grundstück vorbeilief. Als er über die Strasse rannte kam ein Motorrad und holzte ihn um. In Pattaya gilt auf Hauptstrassen ein Tempolimit von 40 km/h, in der kleinen Strasse weniger. Ein Thai kam da mit 70 km/h angerauscht. Der Hund war fast vorbei, der Motorradfahrer hatte keine Chance vernünftig abzubremsen und erwischte den Hund hinten rechts. Es gab einen lauten Knall, der Fahrer gab wieder Gas und verschwand so schnell er konnte. Für einen Moment war die hintere flanke des Hundes eingeklemmt vom rollenden Vorderrad. Mit dem Knall kam das Hinterteil frei, der Hund rannte nach Hause und verkroch sich, ca. 50 Meter von uns weg. Ich konnte nicht hin, denn da waren viele andere Hunde und das gibt mit denen Konfrontation, wenn ich mit meinem da durch will. aber es sassen dort auch arme Thais, die da wohnen. so ging ich weiter.
Die Art, wie der Hund davon rannte machte mir klar, Beckenbruch und Beinbruch, der ist hin.
Verbinden ist schwierig, dabei nicht einmal ans Beissen gedacht, das würde er eh, da muss man anders rangehen. Man setzt sich in seine Nähe, bringt Wasser und Futter, da merkt er, man ist für ihn, nicht gegen ihn. Man muss zu seinem Kopf, füttert ihn von Hand, lässt ihn dann schnuppern. Dann kommt ein brutaler Schnauzengriff, so fest, dass er sich nicht losreissen kann und dann müssen Helfer her. Maulkorb, oder Schnur ums Maul gewickelt, eine Person den Kopf haltend, andere sich um die Verletzung kümmernd, ihn ins Auto tragend. Aber eben, ich weiss nicht, ob sie ihm helfen, der Besitzer wird ihn schon lieb haben, doch einfach verbinden, da hat er schlechte Karten..., vielleicht ist ein Beckenbruch nicht heilbar, das müssten Ärzte beurteilen. Das muss man aber erst einmal röntgen lassen. Der Hinterlauf hängt jedenfalls völlig schief zur Seite heraus (70°), Hüftgelenk! Ich habe hier auch einen lieben Hund entdeckt, der hat drei Beine und lebt gerne, er ist ängstlich, aber hat an meinem schon herumgeschnüffelt, sie tun sich nichts...
Doch man erkennt nun an dem Unfall Kamma. Der wütende Hund hat sich durch die Wut und der daraus resultierenden Tat, sein eigenes Grab geschaufelt, in Blindheit war er sofort vom Täter zum Opfer geworden, denn in der Wut hat er nicht auf die Strasse geachtet. Schicksal, ja, wohl auch, friedlich bleibend wäre der Hund diesem Schicksal entronnen und das ist zwar einem Hund schwer beizubringen, aber machbar. Ruhig bleiben konnte er eben nicht, nur seinen Instinkten folgend, und erzogen wurde er in dieser Hinsicht nicht. Wäre das Motorrad nicht gekommen, ich hätte seinen Angriff gestoppt ohne, dass es zu körperlichem kontakt gekommen wäre. Dieses Thama wäre eigentlich ein gutes Beispiel bzgl. Hilfsbereitschaft. Ob die Thais etwas für ihn tun? Ich weiss es nicht, doch es ist ihr Hund und somit eher ihre Verantwortung, weniger meine, so sind die Gegebenheiten. Mir tut das weh, aber mit Verstehen komme ich damit zurecht. Es ist gut, sein Herz zu spüren, wenn andere leiden, auch wenn man meint, es tut nicht gut, weil es weh tut.
Danke für die Ratschläge
Alexander
Zitat von: innommable am Heute um 00:08:46
Ach ja, es gibt natürlich noch andere Gründe...
Der Ort des Vorfalls liegt ca. 600m Luftline von mir zuhause und in einer anderen Strasse. Die Menschen dort und ich, wir sind uns nie begegnet, ich bin ein Fremder für sie. Wäre es nun in unmittelbarer Nachbarschaft, ich wäre natürlich hingegangen und hätte meinen Hund schnell nach Hause gebracht.
So aber ist es zudem eine Situation, vor der ich gewarnt wurde, als ich schon einmal einem Unfallopfer, einem Motorradfahrer, erste Hilfe leisten wollte. Da zogen mich die "Meinen" an den Händen weg, wir waren 100m entfernt. Es waren auch andere Leute dort, die gafften aber nur. Mir sagten sie, wenn ich als Fremder hingehe und auch noch, für diese dort, als vermeintliche Weihnachtsgans (Farang=Westler), die es zu rupfen gilt, dann werden alle bezeugen, dass ich der Unfallverursacher bin und sie sehen das als richtig an, so der vermeintlich Wohlhabende dafür zu sorgen hat, dass alles bezahlt wird.
Wenn sie aber, mal dieses Ereignis nun hinter mir lassend, herausbekommen, dass ich nicht wohlhabend bin, dann fragen sie, was ich eigentlich in Thailand verloren habe und werde als Vogelscheisse (khii nok) bezeichnet... Das einmal zu den unterschiedlichen Mentalitäten.
Und ein kleiner Bruder leidet dort...
Liebe Grüsse
Alexander
Zitat von: Johann am Heute um 00:28:40
Was kümmern dich die Leute, die sind so wie sie sind. Diese Geschichte ist Tägliches Brot und dennoch lernen die Leute dazu und beginnen langsam sich auch um andere zu kümmern. Nicht versucht zu haben wird dich belasten. Nicht können oder gehindert sein, ist nicht in deinem Bereich.
Bring dem Hund was zum essen vorbei und erkundige dich nach ihm. Sicher kann es gut sein, daß du eine patzige dumme Nachrede bekommst aber wenn du zentriert bleibst, wir dich daß nicht berühren.
Ein Thailänder wird von dummen Leuten in Deutschland auch nicht anders genannt. Was sollst, diese Mahlzeit brauchst du nicht annehmen und so bleibt sie die des Besitzers.
Was für ein herrliches Beispiel zu den Themen. Ich glaub im muß die PM funktion abdrehen, daß die Leute von deinen Geschichten profitieren können und dabei was lernen und sehen, daß man mit voller Hose leicht stinken kann, aber wenn man dann dort steht wo es passiert es etwas anderes ist.
Zitat von: innommable am Heute um 01:24:35
Danke, ich habe nun Deinen Rat befolgt.
Ich fuhr hin und betrat das Gelände, vom Hund nichts zu sehen. Ein paar Menschen die ihren Tätigkeiten nachgingen. Ich ging da hin, wo ich ihn verschwinden sah. Nichts, aber ein offen Tor zu einem Hof. Da spähte ich hinein. Hinter mir fragte eine Frau, was ich hier zu suchen hätte, was ich da mache. Ich erklärte ihr, ich suche einen schwarzen Hund, der letzte Nacht mit einem Motorrad zusammenprallte und wolle schauen, ob er schwer verletzt ist, wie es ihm geht. Die Frau rief nach den Nachbarn und es stellte sich die Frage, wo denn ein schwarzer Hund zuhause ist. Es war nochmals bei einem anderen Nachbarn. Da kam ein Thai heraus und fragte was los sei. Ich erklärte es ihm. Da kam der Hund hinter ihm herangehumpelt und bellte mich kurz an. Laufen fällt ihm schwer, das Bein ist an seinem Platz, es war vielleicht nur ausgekugelt, vielleicht ist auch mehr, und die Menschen helfen ihm, sagten mir, ist schon gut, ist schon gut und freuten sich alle (es waren vier), ich verabschiedete mich höflich und ging und der Besitzer bedankte sich mehrfach ganz höflich für das Interesse, winkte mir sogar auf Entfernung nochmals nach, was selten ist, in Thailand. Sie waren gerührt. Ich verspüre nun langsam eine Erleichterung aufsteigen...
Ich habe nichts dagegen, diese Geschichte zu veröffentlichen, sie ist ein gutes Lehrbeispiel...
Natürlich unter dem Thread "Hilfeleistungen"...
Da wir nun beide beteiligt sind, denn zu dem Beispiel gehört natürlich genau meine Gedankenwelt, welche ich Dir offenlegte, wie auch Deine Ratschläge, sollte das, finde ich, von uns Beiden abgestimmt sein. Vielleicht verfasse ich einfach einen Text, vielleicht wäre es gar sinnvoller, Auszüge aus unserem Schriftverkehr, den Hund und das Thema betreffend, in chronologischer Reihenfolge in einem Beitrag dorthin zu setzen.
Was meinst Du?
Zitat von: Johann am Heute um 01:31:25 »
Klar, gerne kannst du alles posten! Freu mich.
mudita
Johann